Sauerteigbrot selber backen ist eine Passion. Entweder man liebt es, oder man lässt es. Etwas dazwischen gibt es erfahrungsgemäß nicht. „Und wie heißt euer?“, fragte uns eine Freundin letztens. „Hartmut“ heißt er, unser Sauerteig. Ja, es stimmt: Unser Sauerteig hat einen Namen. Dem eigenen Haustier gibt man schließlich auch einen. Warum also nicht auch dem Bakterienstamm, der im Einwegglas in unserem Kühlschrank lebt? Unser Grundstoff für Sauerteigbrot.

Zugegeben, wir hatten mit „Hartmut“, dem Sauerteig, ein paar Anlaufschwierigkeiten. Irgendwie hatten wir uns das etwas einfacher vorgestellt. Doch von Sauerteigbrot zu Sauerteigbrot wuchs unsere Bindung und die Begeisterung – zudem schmeckte es auch von Mal zu Mal besser. Wir trauten uns, kreativ zu werden und entwickelten ganz eigene vegane Brotkreationen. Inzwischen wissen wir, was „Hartmut“ mag und was er nicht mag. Er liebt Roggen- und Dinkelmehl – am liebsten Vollkorn. Wärme lässt ihn milder werden. Dann geht er so richtig gut auf. Wenn wir verreisen, kommt Hartmut im Glas mit ausreichend Kühlakkus mit oder wir organisieren eine Betreuung, die ihn füttert. Es ist eine Bindung auf Lebenszeit.

Was ist das besondere an selbstgebackenem Sauerteigbrot?

Inzwischen möchten wir den Duft von selbstgebackenem Brot in unserer Wohnung nicht mehr missen. Auch der Geschmack kommt einfach nicht an gekauftes Brot heran. Das Besondere ist zum einen die Herstellung, die ohne das Anstellgut (Mutterteig) und den langen Ruhezeiten nicht funktionieren würde. Achtsames backen also – die Champions League des Brotbackens

Zum anderen ist Sauerteigbrot einfach mal das beste Brot für den Darm und somit für die eigene Gesundheit und das damit einhergehende Wohlbefinden. Es ist das bestverträglichste Brot.

Industriell gefertigtes Brot hält oft nicht lange und kommt bei weitem nicht an die Nährstoffdichte eines selbstgebackenen Sauerteigbrotes ran. Zudem ist es ohne künstliche Zusatzstoffe. Charakteristisch für Sauerteigbrot sind die besonderen Aromen (würzig, malzig), welche durch die Mikroorganismen im Teig entstehen. Aber auch durch die eigene Zugabe diverser Saaten, Nüsse, Kräuter oder Gewürze kann die Geschmacksrichtung maßgeblich beeinflusst werden. Dabei ist jedes selbstgebackene Brot irgendwie anders magisch. Hier wirkt die reine Natur ohne Zugaben von anderen Triebmitteln wie z.B. Hefe. 

Das wohl ursprünglichste Sauerteigbrot ist aus Roggen, denn Roggen braucht Sauerteig. Mit Hefe würde der Roggenteig nur klietschig werden. 

Warum ist Sauerteigbrot so gesund?

Sauerteigbrot kann aus allen Mehlsorten gebacken werden. Da sich über 80 % der Vitamine und Mineralstoffe am äußeren Rand des Getreidekorns befinden, ist die Verwendung von Vollkornmehl zu empfehlen. 

Die enthaltene Phytinsäure im Getreide kann die Aufnahme von Eisen, Magnesium, Zink und Calcium im Körper verhindern. Durch die Fermentation, also die Sauerteiggärung, reduzieren sich Phytate bis zu 80 %, sorgen für eine bessere Verfügbarkeit der Mineralstoffe und können im Darm besser verdaut und aufgenommen werden. 

Doch damit nicht genug: Die im Sauerteig ansässigen Milchsäuren lassen den Glykämischen Index sinken. Somit steigt der Blutzuckerspiegel nach dem Verzehr von Sauerteigbrot im Vergleich zu Nicht-Sauerteigbrot nur langsam an. Und das ist nicht nur für Diabetiker von Vorteil. 

Ein Roggen-Sauerteigbrot ist eine gute Quelle für Kohlenhydrate, Kalium, Eisen, Zink und Magnesium sowie die Vitamine B1, B2, B6, Folsäure und Vitamin E.

Sauerteig Brot selber backen

Wie lagere ich Sauerteigbrot am besten?

Sauerteigbrot hat eine Haltbarkeit von ein bis zwei Wochen. Die enthaltenen Essigsäuren hemmen die Bildung von Schimmel. 

Das Brot kann mit der Schnittkante nach unten auf ein sauberes Holzbrett gestellt und mit einem Küchenhandtuch abgedeckt werden. Ebenso funktioniert auch die Aufbewahrung in einer Brotbox. Vorher in ein Küchenhandtuch einschlagen. 

Wer das Brot gerne länger lagern möchte, kann es auch einfrieren: Einfach geschnittene Scheiben portionsweise in den Gefrierschrank geben (bis zu 6 Monate). Beim Auftauen einige Sekunden in den Toaster geben. 

Schmeckt Sauerteigbrot auch sauer?

Sauer ist nur der Gärungsprozess. Hier sorgen Milchsäuren und Hefebakterien für die Säure. Es ist also ganz normal, wenn der Sauerteig auch sauer riecht. Das gebackene Brot hingegen schmeckt nicht sauer, sondern besitzt eher eine malzige bzw. würzige Note. Sauerteig ist das natürliche Triebmittel für das Brot. Es verbessert die Verdaulichkeit, das typische Aroma, den Geschmack und die Haltbarkeit.

Wie du dein Sauerteig Anstellgut von Grund auf selbst herstellen kannst:

Tipp: Falls du lieber Gleich mit dem Backen loslegen möchtest, frage doch mal im Freundes- und Bekanntenkreis nach. Vielleicht findest du jemanden, der schon Sauerteigbrot backt und etwas von seinem Anstellgut abgeben kann. Ansonsten gibt es auch Starter Kits* für Sauerteig zu kaufen.

Es gibt verschiedene Handhabungen, was die Länge des Gärungsprozesses sowie die Häufigkeit des Fütterns angeht. Dies ist abhängig von der Raumtemperatur aber auch von der Beschaffenheit des Mehls.

Du benötigst nur zwei Zutaten und ein Glas mit Deckel (ca. 500ml):

  • Vollkornmehl (Wir empfehlen Roggen Vollkornmehl, es kann aber auch jedes andere Mehl verwendet werden.)
  • lauwarmes Wasser

Erster Tag

Verrühre mit einem Löffel in dem sauberen Glas 50g Roggen Vollkornmehl mit 50 ml lauwarmen Wasser. Lege den Deckel locker auf das Glas oder bohre vorher ein kleines Loch in den Deckel, damit die Gase, die entstehen werden, weichen können. Das Glas nicht zu schrauben!

Nun lässt du alles 24 Stunden an einem warmen Ort (am besten im Badezimmer) stehen.

Zweiter Tag

Fülle weitere 50 g Roggen Vollkornmehl und 50 ml lauwarmes Wasser in das Glas mit dem Anstellgut und verrühre es zu einem Brei. Die Konsistenz sollte dickflüssig sein (vergleichbar mit einem Waffelteig). Schließe das Glas locker und lasse es abermals für 24 Stunden am wärmsten Ort deiner Wohnung ruhen. 

Dritter Tag

Bitte wiederhole alles noch einmal (50 g Mehl und 50 ml lauwarmes Wasser hinzugeben) und lass das Anstellgut weitere 24 Stunden warm ruhen. 

Hinweis: Sollte sich Schimmel gebildet haben, entsorge bitte alles. Der Sauerteig ist dann nicht mehr zu gebrauchen. 

Vierter Tag

Der Sauerteig sollte nun schon an Volumen dazugewonnen haben und entsprechend aufgegangen sein. Der säuerliche Geruch ist normal und gehört zum Sauerteig dazu. Das ist ein gutes Zeichen, dann hat es funktioniert und die richtigen Bakterien arbeiten. 

Solltest du das Gefühl haben, dass sich bisher noch nichts verändert hat, dann wiederhole alles noch einmal und füttere im Verhältnis 1:1 den Sauerteig noch einmal mit anschließender Ruhezeit von 24 Stunden. 

sauerteigbrot

Jetzt kann es losgehen!

Sauerteig – Backen, lagern, füttern

Bis zu 14 Tage kann das Anstellgut ohne Zufüttern im Kühlschrank verweilen. Doch spätestens nach 2 Wochen brauchen die Bakterien etwas zu essen. 

Das Verhältnis 1:1 sollte dabei immer eingehalten werden:

  • 200 g Mehl (z.B. 100 g Roggen Vollkornmehl und 100 g Dinkel Vollkornmehl oder 200 g Roggenmehl)
  • 200 ml lauwarmes Wasser

Anstellgut, Mehl und zum Schluss das lauwarmes Wasser in eine Schüssel geben und mit einem Löffel zu einem glatten Vorteig verrühren.

Im Anschluss eine Tüte über die Schüssel ziehen und mit einem Geschirrtuch noch einmal zusätzlich zudecken, damit es der Teig schön kuschelig hat und bei Zimmertemperatur ruhen kann.

12 bis 24 Stunden muss der Sauerteig jetzt schlafen. 

Der Teig sollte nach dem Ruhen kleine Bläschen aufweisen, an Volumen zugenommen haben und nach wie vor säuerlich riechen. Jetzt geht es ans Sauerteigbrot backen. (Falls das Anstellgut nur gefüttert wurde, ohne im Anschluss Brot zu backen, kann der Teig jetzt wieder in den Kühlschrank wandern – bis zur nächsten Fütterung.)

Veganes Sauerteigbrot backen

Im Folgenden ein Spezialrezept mit Gemüse. Natürlich geht es auch ganz klassisch z.B. nur mit Roggenmehl ohne Schnickschnack.

Wir versprechen dir, dass jede Backsession anders aufregend ist. Und wenn du dann dein selbstgebackenes Brot anschneidest und die erste Scheibe probierst, weißt du, es gibt nichts besseres auf der Welt, als selbstgebackenes Sauerteigbrot

Rezept: Sauerteigbrot mit verstecktem Raspelgemüse und Körnern

Zutaten:

  • ca. 100 g Saaten / Körner je nach Geschmack und Vorlieben (z.B. Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Leinsaat)
  • je nach Saison 50g geraspeltes Gemüse (z.B. Karotten, Zucchini oder Kürbis) 
  • 300 g Roggen Vollkornmehl
  • 200 g Dinkel Vollkornmehl
  • 100 g Leinmehl
  • 1 EL Olivenöl
  • 1 TL Ahornsirup (Süßes kappt die Säurespitzen. Wer es lieber kräftig mag, lässt die Süße weg.)
  • 320 ml lauwarmes Wasser (nicht über 50 Grad)
  • ein halber Teelöffel Salz (fördert die Triebkraft und macht das Brot milder)

Zubereitung:

Die Saaten / Körner mit ca. 100 ml kochendem Wasser in eine Schüssel geben und zur Seite stellen. (Das kann gerne auch schon 2 Stunden vorher passieren, bevor der Hauptteig angemischt wird.)

Vom Anstellgut ca. 3 EL Teig abnehmen und in ein sauberes Einweckglas oder Schraubglas in den Kühlschrank bis zur nächsten Fütterung stellen. Dieser Schritt ist wichtig, sonst ist der Sauerteigansatz weg und du fängst von vorne an.

Den Vorteig mit dem Mehl in eine Schüssel geben und anschließend das lauwarme Wasser hinzufügen. Mit einem Löffel, kann die Masse zu einem geschmeidigen Teig verarbeitet werden. Nach und nach Gemüseraspel, Körner oder Saaten (Wasser vorher abgießen) Olivenöl, Salz und Ahornsirup dazu geben.

Wichtig: Nicht tot kneten. Ein normaler Esslöffel oder Holzlöffel reicht völlig aus, um den Teig geschmeidig zu bekommen.

Brotschneidebrett
Brotschneidebrett von

Hochwertiges Brotschneidebrett aus Bambus, mit Krümelfach, von Bambuswald. Wunderschönes Brotschneidebrett mit Krümelfänger für deine nachhaltige Küche. Das praktische Schneidebrett besteht aus 100% hochwertigem Bambus – ist ökologisch und biologisch abbaubar. Erhältlich bei Kauzana*.

Utensilien, die für dich spannend und praktisch sein könnten:

Sauerteig-fertiger-Teig
Fertiger Sauerteig mit allen Zutaten.

Die Schüssel mit einem sauberen Küchenhandtuch (sollte nicht nach Waschmittel riechen) abdecken. Der Sauerteig muss jetzt 4-8- Stunden gehen. Hier eignet sich auch, wenn vorhanden, ein Gärkorb. 

Sauerteig-gegangen
Nach der Ruhezeit hat der Sauerteig an Volumen zugenommen. Nun kann er gebacken werden.

Ofen auf 250 Grad Umluft vorheizen. 

Den Sauerteig in eine Brotbackform oder ohne Form auf ein Blech mit Backpapier geben. Entweder mit Mehl abstäuben oder noch ein paar Saaten für die Kruste drüber geben. Eine feuerfeste Schale mit Wasser, gemeinsam mit dem Sauerteigbrot, in den vorgeheizten Ofen geben.

  • 10 Minuten bei 250 Grad
  • dann 20 Minuten bei 200 Grad und
  • 20 Minuten bei 180 Grad.

Die Zeiten aber auch die Gradzahlen können von Ofen zu Ofen variieren. Das Sauerteigbrot also gut im Blick behalten. Vor dem Verzehr auskühlen lassen.

Viel Spaß beim Kreativsein, Ausprobieren und Schlemmen!

Sauerteig
Frisch gebackenes Sauerteigbrot mit Gemüseraspel und Körnern.

Brotbelag

Ein paar Ideen für deinen Brotbelag haben wir dir schon zusammengestellt.

vegane Leberwurst
Rezept von Sofia von www.isshappy.de

Weitere deftige Brotaufstriche sind vegane Leberwurst, veganer Frischkäse oder Käse.

Hast du Lust bekommen, noch weitere Brotsorten auszuprobieren? Wie wäre es mit glutenfreiem Brot? Möchtest du dich noch weiter inspirieren lassen? Schau doch mal in das Vegane Backbuch von Björn Moschinski. Und wer es süß mag, dem empfehlen wir unser veganes Banenenbrot.

Tipp: Vegan leben und vegan einkaufen wird immer einfacher. Regelmäßig stellen wir dir neben Rezepten und unseren Lieblingsprodukten auch vegane Marken und Online Shops vor – von veganer Kosmetik über vegane Mode bis hin zu tollen veganen Lebensmitteln, Superfoods, und Küchenhelfern. Im veganen Online-Shop findest vegane Marken und auch Start-ups, die unterstützenswert sind. Hier geht es zum Shop. Wir wünschen dir viel Vergnügen beim Entdecken und Genießen!

Das könnte dich auch interessieren

Anzeige, da dieser Artikel teilweise Affiliate-Links enthält oder in Kooperation mit einem Partner entstand. Durch euren Kauf unterstützt ihr aktiv die Arbeit von Deutschlandistvegan. Wir danken euch!