Als Franziska mich vor einigen Wochen ansprach, ob ich bei Deutschland is(s)t vegan dabei sein möchte, war ich sofort Feuer und Flamme. Tatsächlich hatte ich schon ein bisschen gehofft, dass sie mich fragen würde und tatsächlich hatte ich das sogar in einem ersten Beitrag von DIV schon vorsichtig in einem Kommentar angeboten. Nun bin ich dabei und freue mich riesig!

Vegan in Heidelberg

Worüber werde ich hier also berichten? Ich wohne in Heidelberg. Das ist das kleine Städtchen mit der berühmten Schlossruine im Süden Deutschlands, dort wo sich das Neckartal zur rheinischen Tiefebene öffnet. Heidelberg gilt tatsächlich, dank seiner 147.000 Einwohner (plus sicherlich vieler nicht gemeldeter Studenten), als Großstadt. Hier zu wohnen fühlt sich aber nicht so an, als würde man in einer Großstadt leben: Man kann eigentlich alles mit dem Rad erreichen, es gibt eine Altstadt mit historischen Fassaden und Kirchen, es gibt das typische Studenten-Kleinstadtflair mit süßen Buchläden in engen Seitengassen, nette Kneipen in der Unteren Straße und, egal wo man wohnt, um die Ecke ist bestimmt ein Bäcker mit einer Verkäuferin, die dich mit einem kurpfälzisch typischen „un, wie?“ begrüßt, und natürlich ein Metzger. Wie man dort begrüßt wird, weiß ich aber nicht.

Manch einer mag sich nun fragen, wie man hier vegan leben kann, und ich kann euch sagen: Es geht ganz hervorragend! Neben zwei vegetarischen Restaurants mit ausgewiesenen veganen Speisen gibt es auch den ein oder anderen Geheimtipp, den ich euch hier in Zukunft verraten werde. Dabei hilft es mir natürlich, dass einige tolle Veganer gerade zusammen mit mir eine unabhängige Heidelberger Vegan-Gruppe gegründet haben, in der wir Aktionen planen und noch intensiver das vegane Heidelberg erforschen wollen. Auch daran werde ich euch teilhaben lassen. Darüber hinaus erkunde ich gerne die nähere Umgebung, sprich die Rhein-Neckar-Region, nach veganen Angeboten, auch in Karlsruhe treibe ich mich ab und zu herum. Dort, und auch in Mannheim, gibt es übrigens ebenfalls sehr nette vegane Stammtische.

Ihr werdet also sehen, auch in Heidelberg und Umgebung kann man als Veganer ein abwechslungsreiches Leben führen und wenn man mal wieder an einem Metzger vorbeikommt, einfach kurz die Augen schließen und an die vielen veganen Optionen und Aktionen denken, die wir hier auch haben.

Das vegane Restaurant Sehnsuchtsküche und die Nudelbar MoschMosch

Wenn man als Veganer allerdings darauf besteht, nur in rein veganen Restaurants zu speisen, sieht es außerhalb von Berlin nicht ganz so gut aus. Das älteste vegane Restaurant Deutschlands befindet sich jedoch bei uns im Süden: Die Sehnsuchtsküche. Die werde ich euch ein anderes Mal vorstellen (ich muss noch einmal dorthin fahren und bessere Fotos machen).

Viel zentraler in Heidelberg liegt das MoschMosch, mitten in der Fußgängerzone. MoschMosch ist laut eigener Aussage eine japanische Nudelbar. Ich würde es eher als Essen, das wir Europäer unter japanisch verstehen, bezeichnen, aber lecker ist es allemal. Man muss zwar damit leben, dass die Leute am Nebentisch Fleisch in ihren Nudelgerichten haben, aber alle veganen Gerichte (und das sind nicht wenige) sind mit einem kleinen „v“ gekennzeichnet. So spart man sich die nervige Fragerei und kann auch zusammen mit passionierten Omnivoren essen gehen. Ich esse dort mit großer Vorliebe Edamame, das sind gekochte und gesalzene Sojabohnen, die man aus ihrer Hülle lutscht. Als Hauptgericht esse ich immer die 42 mit Tofu, das ist ein Udon-Nudelgericht mit Gemüse, zu dem man Tofu dazuordern kann. Ich esse die 42 natürlich nicht nur, weil es das Leckerste ist, sondern ein Kleinbisschen auch, weil 42 die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest ist. ;-)

Mir persönlich gefällt es im MoschMosch gut, es schmeckt mir und das Essen kommt immer schnell, auch sind die Bedienungen meistens sehr freundlich. Ein Nachteil ist die halboffene Küche. Mit halboffen meine ich, dass man zwar nicht bei der Zubereitung der Speisen zusehen kann, die Essensgerüche sich aber im ganzen Laden so stark ausbreiten, dass man anschließend riecht, als hätte man eine 10-Stunden-Schicht an der Frittenbude hinter sich. Der größte Pluspunkt ist meiner Meinung nach die Lage. So findet auch der vegane Tourist bei seinem Stadtbummel in Heidelberg was zu Essen. So, nachdem ich mich nun ein bisschen wie eine Stadtführerin fühle, beende ich meinen heutigen Beitrag und verdrücke mich auf den Weihnachtsmarkt, auf der Suche nach einem veganen und alkoholfreien Weihnachtsgetränk.

Alla dann – eure Birdie