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Dank Greta Thunberg und Fridays for Future ist das Thema Klimaschutz omnipräsent. Auch die Kommunikationsdesignerin Sophia Fahrland setzt sich aktiv für den Klimaschutz und Tierrechte ein. Seit zwei Jahren lebt sie vegan und auf ihrem Instagram-Kanal lautstark_vegan motiviert sie ihre Community jeden Tag aufs Neue aktiv zu werden und gibt Tipps und Anregungen zur Umsetzung. Wir haben für dich Sophia interviewt.

Die Klimaaktivistin hat jetzt sogar ein CO2-Sparbuch für eine klimafreundliche Ernährung geschrieben. In Klimaschutz fängt auf dem Teller an stellt sie eine neue Ernährungspyramide vor und zeigt mit vielen Fakten und plakativen Grafiken den Zusammenhang zwischen Klima und Ernährung.

Liebe Sophia, danke für deine Zeit. Wie bist du vegan geworden?

Der Auslöser war ein Seminar im Studium. Die Frage war: „Wie können wir mit Design protestieren?“ Ein Kommilitone behandelte das Thema Tierrechte. Zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht vegan. Die wöchentlichen Präsentationen zum Projekt-Zwischenstand im Plenum waren immer sehr spannend. Die Diskussionen zum Thema Tierrechte haben mir dann die Augen geöffnet. Zuhause habe ich dann ein paar schreckliche Videos aus dem Schlachthaus gesehen. Ich entschloss am selben Abend noch, eine 30-Tage-Vegan-Challenge zu starten. Der Auslöser war also die ethische Frage. Ich wollte Tieren nicht weh tun. Heute sind mir auch die ökologischen Vorteile wichtig.

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© Sophia Fahrland

Du bist ziemlich schnell nachdem du Veganerin wurdest, Tierrechts- und Klimaaktivistin geworden. Was motiviert dich jeden Tag aufs Neue für Tierrechte zu kämpfen?

Der Auslöser war wahrscheinlich auch der Kurs Protest-Design der FH Münster. Dadurch habe ich viele mutige und kreative Protest-Aktionen kennengelernt. In dem Kurs musste ich zusätzlich zur App-Entwicklung auch eine Aktion im Supermarkt durchführen. Es hat mich so viel Überwindung gekostet, dass ich mich fragte: „Warum habe ich Angst, für etwas Gutes einzustehen? Warum schäme ich mich, wenn ich auf Probleme hinweisen und für Gerechtigkeit kämpfe?“

Der Wut über die Missstände hat sich in Mut umgewandelt. Aus Wut wird Mut. Die Aktionen kosten Überwindung, Adrenalin wird ausgeschüttet und macht dann abhängig. Mein Antrieb: Ich denke immer wieder an die Tiere und versetzte mich in ihre Lage.

Was sind deine Tipps um selbst aktiv zu werden?

Mir hat es sehr geholfen, vorher gut informiert zu sein. Ein bisschen Basiswissen zu den Abläufen der Tierindustrie ist wichtig, um sich nicht verunsichern zu lassen. In Gesprächen finde ich es wichtig, stets respektvoll und höflich zu bleiben, trotzdem aber auch ernst und sachlich. Besonders wichtig: Fragen stellen. Du kannst den Gesprächspartner durch schlaue Fragen selbst die Antwort erarbeiten lassen.

Wie kann man sich aktiv auf der Straße engagieren?

Für Straßen-Aktivismus und Aufklärungs-Gespräche mit Passanten findest du Liberation-Gruppe in deiner Nähe. Andere Gruppen sind zum Beispiel: PETA Zwei Street-Team, The Earthlings Experience oder Anonymous for the Voiceless. Für Mahnwachen vor Schlachthäusern kannst du dich bei Animal Save Germany anschließen, direkte Aktionen und ziviler Ungehorsam mit DxE, große Demos mit Animal Rebellion und dem Tierrechtsaktivistenbündnis, Zucht-Betrieb besetzen und filmen mit Meat the Victims, Info-Stände mit der Albert Schweizer Stiftung, ARIWA Animal Rights Watch, Animal Equality, Animals United, Tierschutzbund und das deutsche Tierschutzbüro. Beim Thema Klimaschutz kannst du dich bei Fridays For Future, Extinction Rebellion, Climate Save, Vegans for Future oder Ende Gelände einbringen.

Wie sieht es im Alltag aus?

Auch ganz alleine und im Alltag integriert sind kleine Aktionen möglich: Vegane Statements auf der Bekleidung tragen, Stickern, Flyer verteilen, Kreide Botschaften malen, Petitionen unterschreiben und teilen, auf einen Lebenshof mithelfen, ein Screening veranstalten (mit Dominion, Game Changers, Cowspiracy), Freunde zum veganen Kochabend einladen, Informationen auf Social Media teilen.

Wie gehst du mit Kritikern gegenüber des veganen Lebensstils um?

Kritik liegt oft an mangelnder Aufklärung. Besonders spannend ist es im Bereich Klimaschutz. Oft höre ich hier den Vorwurf: „Was kann ich alleine schon machen?“ Dann muss ich meist leicht schmunzeln, denn die Klimabewegung hat auch nur mit einer einzigen Person angefangen. Diese eine Person hat so viele andere angesteckt, dass es zur Bewegung geworden ist. Es gibt noch viele weitere vermeintliche Gegenargumente, die meist einfach auf Missverständnissen beruhen. Einige davon werden auch im Buch entlüftet. Ein anderer Ansatz ist es, einfach von meinen persönlichen, emotionalen Empfindungen zu erzählen. Ich erzähle dann, wie ich mich fühle, wenn ich zum Beispiel Videos aus dem Schlachthaus sehe. Ich beschreibe die Angst und Panik, die ich in den Augen der Tiere gesehen habe, als ich in der Schlachthauseinfahrt stand. Wenn wir diese Gefühle offenbaren, kann der Gesprächspartner nicht abstreiten, das selbe zu fühlen.

Du hast mittlerweile das Buch „Klimaschutz fängt auf dem Teller an“ für eine klimafreundliche pflanzliche und regionale Ernährung geschrieben. Was hat dich dazu bewegt?

Das Ereignis, welches mich zu diesem Thema führte war meine erste Teilnahme bei der Fridays for Future Demonstra­tion in Münster. Ich war fasziniert von dieser Energie und Motivation der jungen Menschen. Während der Demo kam mir der Gedanke: Der Braunkohleausstieg allein wird nicht reichen, um die Klimaziele einzuhalten. Das einfachste und effektivste ist eine pflanzliche Ernährung. Also würden doch alle Umweltschüt­zer*innen und Klimaaktivisten*innen vegan leben. Oder? Dem war nicht so. Ich begann ein paar Schüler gezielt während der Demo anzusprechen: „Hey, lebst du vegan?“, „Entschuldigung, wusstest du schon, dass…“ Oft war die Antwort: „Nein…, wieso?“ oder „Hä, was bringt das schon…“.  In mir brach eine kleine Welt zusammen. Warum werden wir nicht aufgeklärt? Jetzt wusste ich genau, was mein Thema sein wird. Hier fehlte die Aufklärung. Das musste ich ändern. 

An wen richtet sich dein Buch?

Das Buch richtet sich an alle, die den Planeten retten wollen, aber noch nicht genau wissen wie sich das in ihrem Alltag widerspiegeln könnte. Und an alle, die sich auf der Straße für Klimaschutz einsetzen, aber noch nicht auf ihrem Teller. Es eignet sich auch hervorragend zum Verschenken, oder als Hilfestellung bei Diskussionen.

Was kann ich in deinem Buch erwarten? 

Eine pflanzliche Ernährung, mit regio-saisonalen Bio-Lebensmitteln wird anhand einer neuen Ernährungspyramide vermittelt. Es gibt Zahlen, Daten und Fakten. Unangenehme Wahrheiten und viele Tipps und Möglichkeiten für ein klimafreundliches Leben. Dieses Buch hat den Vorteil, dass die komplexen Themen Ernährung und Klimawandel durch die Grafiken einfach und anschaulich erklärt werden.

Klimaschutz fängt auf dem Teller an Fläche
© Sophia Fahrland

Was sind deine persönlichen nächsten Ziele und was wünscht du dir für die Zukunft?

Puh, meine persönlichen Ziele: Die Welt retten. Hört sich erstmal nicht persönlich an, aber das ist es was ich brauche: Die Zuversicht auf einen gesunden Planeten, um persönlich glücklich zu werden. Die Welt retten und dabei gleichzeitig glücklich bleiben. Die Balance dazwischen zu finden ist das Schwierigste. Ich wünsche mir, dass wir die 1,5 Grad-Grenze einhalten. Ich wünsche mir eine vegane Welt und eine Welt in der Menschen und Tiere in einer friedlichen Koexistenz zusammenleben. Eine Welt, in der wir Menschen begreifen, dass wir ein Teil der Natur sind, und nicht uneingeschränkter Herrscher über die Natur. Eine Welt, in der Klimaschutz selbstverständlich ist.

Ich könnte mir auch vorstellen das Buch mit Workshops oder Vorträgen in Schulen vorzustellen und in den Unterricht einfließen zu lassen. Eine weitere Idee wäre es, ein Klima-Kochbuch zu schreiben. Also ein Kochbuch mit leckeren, einfachen Rezepten, die allen Richtlinien der klimafreundlichen Ernährung entsprechen. Neben meinem Job als Grafikerin in Münster bleibt hoffentlich weiterhin Zeit für Umwelt- und Tierrechtsaktivismus. Hier freue ich mich darauf, mich vermehrt auch bei Extinction Rebellion einzubringen.

Vielen Dank Sophia für das interessante Interview!

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Du kannst das Buch Klimaschutz fängt auf dem Teller an von Sophia Fahrland direkt online hier bestellen.

© Sophia Fahrland

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