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Wer vegan in Thailand unterwegs ist, hat vor allen Dingen mit einer Kleinigkeit zu kämpfen: Der Sprache. Die Grundverständigung läuft über Englisch im Normalfall zwar sehr gut, allerdings reicht es oft nicht für die Feinheiten. Egal wo man ist, wenn man es schafft, sich zu verständigen, kommen einem die Menschen oft sehr entgegen mit veganen/vegetarischen Varianten von sonst nicht veganen oder vegetarischen Gerichten.

Generell wird man in Thailand kaum Probleme mit Milchprodukten haben. Die werden so gut wie nicht verwendet, es sei denn, man versucht, „europäisch“ zu essen. Besonders begeistern die vielen „Fruit Shakes“, die ganz simpel aus mit Eis pürierten Früchten bestehen, vollkommen ohne Milchprodukte auskommen und dabei trotzdem cremig sind.

Schwieriger wird es allerdings mit dem Vermeiden von Eiern. Viele Gerichte sind von sich aus vegetarisch. „Vegetarian“ ist eins der Wörter, die nahezu überall im touristischen Raum verstanden werden und zumindest in Phuket, auf Ko Phi Phi und in der alten Königsstadt Chiang Mai werben viele Restaurants mit einer Auswahl an vegetarischen Gerichten. In vielen dieser Gerichte ist allerdings Ei (besonders gerne bei den Gerichten mit gebratenem Reis und gebratenen Nudeln), was  zwar oft, aber nicht immer der Beschreibung auf der Karte zu entnehmen ist.

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Ein weiterer schwieriger Punkt ist die Würzung der Gerichte. Dazu wird oft Fischsauce und Austernsauce verwendet. Zusätzlich gibt es noch eine süßliche Chilipaste, in der kleine Krabben verarbeitet sind. Wer zu Hause thailändische Gerichte nachkochen möchte, kann Fischsauce sehr gut durch Sojasauce und Austernsauce durch thailändische Pilzsauce ersetzen. Die Chilipaste (oder auch „Chili Jam“) gibt es auch in einer Variante ohne Krabben. Das macht den Restaurantbesuch allerdings nicht leichter.

„Vegan“ wird von den Wenigsten verstanden

Den Begriff „vegan“ verstehen hier nur die Wenigsten und selbst der Begriff „vegetarisch“ wird meist so verstanden, dass man kein Fleisch isst, bezieht sich also nicht auf die Würzsaucen. Entspannter ist daher das Essen in Restaurants, die sich auf Vegetarier spezialisiert haben und für die das Konzept des Veganismus zumindest nicht fremd ist.

Besonders hübsch gemacht ist das „Blue Diamond“ in der „Th Moon Muang, Soi 9“.

Die Karte bietet eine große Auswahl an vegetarischen, veganen und auch omni-Gerichten. Angeboten werden europäische und  traditionelle Thai-Küche, wie auch ein kreativer Mix aus beiden Richtungen. Besonders umfangreich ist das Frühstücksangebot. Hier gibt es sogar Sojajoghurt und vegane Mayonaise.

Das Restaurant liegt ruhig in einer kleinen Nebenstraße in der nordöstlichen Ecke der Altstadt. Es gibt einen kleinen Shop, in dem selbstgebackenes Brot und Gebäck, Obst, Gemüse und Kosmetikartikel angeboten werden. Das Konzept stimmt. Wer allerdings im Urlaub keine Lust auf europäische Gesichter hat, ist hier falsch. Thailändische Gäste habe ich bei keinem meiner Besuche gesehen.

Ein kleiner Wehrmutstropfen: Obwohl die ganze Karte, die Einrichtung des Restaurants, die Gestaltung des dazugehörigen Gartens und der angegliederte Shop offensichtlich mit viel Liebe zum Detail durchdacht sind, ist die menschliche Atmosphäre nicht wirklich gut. Die Mitarbeiter machen einen nur als unglücklich zu beschreibenden Eindruck. Ein kurzer Kontakt zur Chefin oder Geschäftsführerin (ihre genaue Positionsbeschreibung kenne ich nicht, aber „Boss“ trifft es wohl ziemlich gut) ließ erahnen, woran das eventuell liegen könnte. Eine kleine Internetrecherche ergab, dass das ganze ein Familienbetrieb ist. Das macht den Eindruck von der Atmosphäre leider trotzdem nicht besser.

Kochschulen

Wer selbst gerne die Grundzüge der Thai-Küche erlernen und Rezepte nachkochen möchte, findet dazu in vielen Kochschulen in und um Chiang Mai die Möglichkeit. Die Thai Farm Cooking School bietet Kochunterricht an, bei dem die traditionellen Gerichte vegetarier- bzw. veganfreundlich abgewandelt werden können. Zum Unterricht wird man morgens am Hotel abgeholt. Dann geht es auf einen der lokalen Märkte, wo einem die verschiedenen Grundzutaten der Thai-Küche gezeigt und erklärt werden. Sehr interessant! Einige der Zutaten bekommt man auch in den typischen Asia-Shops zu Hause. Für die Dinge, die man wahrscheinlich nicht bekommt, werden einem praktischerweise Alternativen genannt.

Die Farm, auf der die Kurse abgehalten werden, liegt ein paar Kilometer außerhalb der Stadt und ist daher eine angenehm ruhige Abwechslung vom Stadtrummel. Bei einer kleinen Führung über die Farm werden weitere Zutaten der Thai-Küche gezeigt und erklärt.

Für den eigentlichen Kochunterricht sucht sich jeder Teilnehmer einige Gerichte aus einer Liste aus. Dabei kann man angeben, ob man Vegetarier ist und wird anschließend gefragt, ob man Ei, Austern-, Fischsauce usw. verwenden möchte. Zu allen unveganen Zutaten sind vegane Alternativen vorhanden. Geschmacklich sind die veganen Varianten der Gerichte für einen typisch europäischen Gaumen kaum vom Original zu unterschieden.

Gegessen wird gemeinsam mit allen Teilnehmern bis die Schwarte kracht. Das Angebot, eins der zubereiteten Gerichte einzupacken und mitzunehmen, statt es vor Ort zu essen, ist sehr gut durchdacht. So kann man sich am Abend nochmal freuen, was man da Tolles gekocht hat. Besonders praktisch ist das Rezeptbuch, was man zum Schluss mit auf den Weg bekommt, damit man alle Rezepte auch zu Hause nachkochen kann und nicht während des Kochens mitschreiben muss.

Einen Blick auf die Farm und das Rezeptangebot bekommt man unter

www.thaifarmcooking.net

Anmelden kann man sich ebenfalls auf der Internetseite oder im Büro in Chiang Mai in der „Th Moon Muang, Soi 9“, ganz in der Nähe des „Blue Diamond“.

 

Wer schreibt denn hier?

BettinaBettina liebt Reisen, Kochen und Bücher! Sie lebt seit etwa 2005 vegetarisch und seit 2011 vegan. 2008 ist sie durch Australien gereist. Im  November 2013 ist sie zu einer langersehnten Weltreise aufgebrochen, über deren Eindrücke sie auch in ihrem Blog listeningtothetravelbugstune.wordpress.com berichtet. Vor der Weltreise hat sie am veganen Backbuch „Vegan rockt! – Das Backbuch“ der Edition Lempertz mitgearbeitet, welches im November 2013 erschienen ist.

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