Innonature

Betrachtet man einmal die Berliner vegane Gastroszene, so fällt auf: Es gibt verdammt viel Fast Food. Gehobene Küche findet man hingegen kaum, wer es etwas schicker mag, der wird sich in der Regel auf den Weg zum La Mano Verde oder zu Lucky Leek machen. Eine weitere Möglichkeit – und zwar eine noch mal speziellere als die zuvor genannten Restaurants – bietet seit wenigen Monaten das recht edle Restaurant „Glass“ in Charlottenburg. Dieses ist zwar nicht komplett vegan, bietet aber ein veganes Menü, bestehend aus 6 Gängen.

6-Gänge-Menü

Wer im Glass speist, bekommt sowieso in jedem Fall ein mehrgängiges Menü, daher ist es natürlich schön, dass es ein solches auch in einer veganen Variante gibt. Das 6-Gänge-Menü kostet 45 Euro, eine passende Weinbegleitung weitere 30 Euro. Das ist alles kein günstiges Vergnügen, allerdings ist es wirklich ein besonderes, dass es in dieser Form meiner Kenntnis nach in keinem anderen deutschen Restaurant (in veganer Form) gibt. Doch der Reihe nach.

Kühles Ambiente, tolle Kreationen

Das Glass auf der Uhlandstrasse bietet ein (natürlich gewollt) recht kühles Ambiente: Große Glasfenster, viel schwarz, blanke Rohre, keine Deko. Umso besser kommen die fantasievoll kreierten und präsentierten Gänge, die Chefkoch und Geschäftsführer Gal Ben Moshe oftmals auch persönlich serviert, zur Geltung. Die jeweiligen Portionen sind sehr überschaubar, wer mit großen Hunger kommt, könnte daher kurz irritiert sein. Ich muss zugeben, auch ich war zunächst skeptisch, aber nach den 6 Gängen doch gesättigt – gerade weil man das Essen hier viel mehr genießen mag und dieses über einen längeren Zeitraum nach und nach serviert wird (der Sättigungseffekt lässt irgendwann grüßen). Aber zum Sattessen und für große Portionen geht man nicht ins Glass, sondern für die tollen Kreationen, die einem hier sehr freundlich und oft mit „Hintergrundinfos“ serviert werden. So kann man z.B. erfahren dass der „Stadtgarten“-Gang durch einen Besuch von Gal Ben Moshe auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof inspiriert wurde, wo Urban Gardening betrieben wird.

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Das Menü sah so aus:

  • Aubergine: Eine Hommage an Baba Ganoush
  • Bete: Apfel, Pekannuss, Frisée
  • Zuckermais: Pilze, Sellerie, Kräuter
  • Stadtgarten: Gemüse, Blumen, Erde
  • Kürbis: Pistazien, Basilikum
  • Bergamotte: Mandeln, Pfefferbeeren, Trauben

Außergewöhnliche Herausforderung

Das klingt alles vermutlich erst mal verwirrend, erhöht aber die Spannung ungemein. So wurde jeder Gang eine neue Überraschung, sowohl was die Präsentation als auch was den Geschmack betraf. Es schmeckte alles wirklich ganz vorzüglich und außergewöhnlich. Ich will auch an dieser Stelle nicht zuviel verraten. Die Weinbegleitung war auch toll, allerdings sollte man schon etwas vertragen können. Zu jedem Gang gab es einen anderen Wein, der kompetent serviert wurde – sprich, man bekam immer noch einiges zum Wein erzählt. Man sollte allerdings vorher fragen, ob die Weine auch vegan sind, wenn man hierauf Wert legt.

Ich hab Chefkoch Gal Ben Moshe gefragt, ob das vegane Menü eine besondere Herausforderung sei, und er antwortete: „Ja, das ist deutlich schwerer, als Fleischgerichte zu kreieren, vor allem wenn komplett auf Ersatzprodukte und Geschmacksdominierende Saucen o.ä. verzichtet“. Um so schöner, dass er sich dieser Herausforderung angenommen hat.

Kulinarisches Abenteuer auf hohem Niveau

Das Essen im Glass schließt eine Lücke oder besetzt ein ganz neues Feld in der veganen Berliner Gastronomie – ganz wie man es sieht. Ich und meine Begleitung waren wirklich angetan, und es war ein toller Abend. Wer sich einmal auf ein richtiges kulinarisches Abenteuer auf hohem Niveau einlassen möchte, dem sei ein Besuch im Glass sehr zu empfehlen. Am besten vorher reservieren, das Restaurant ist bereits jetzt sehr gut besucht.

Restaurant Glass
Uhlandstr. 195
10623 Berlin

Internetseite des Glass

Facebookseite des Glass

steady