Ich hätte ja nie gedacht, dass ich mal ein Loblied auf Hanf singen würde. Keine Sorge, ich werde euch im Folgenden nicht von etwaigen Drogenerfahrungen berichten (die, abgesehen von Alkohol, gleich Null sind). Aber alles schön der Reihe nach.

Ich bin am Wochenende bei Freunden in Nürnberg. Am Sonntag statten wir der Nachbarstadt Fürth einen Besuch ab – es ist Stadtfest und verkaufsoffener Sonntag. Schon als wir auf Bierbänken pausierend vor einem Café sitzen, schiele ich immer wieder zu einem kleinen Laden auf der anderen Straßenseite. „Ökologisch – kontrolliert – zertifiziert“ – diese Schlagworte erwecken sofort meine Aufmerksamkeit. Welch ein Glück, dass das Geschäft ebenso am verkaufsoffenen Sonntag teilnimmt und um 13 Uhr die Türen geöffnet werden.

 

 

FARCAP ist ein Geschäft mit einer kleinen aber sehr sehr feinen Auswahl an Mode, deren Hersteller Mitglied der FearWearFoundation sind. Diese verpflichten sich Richtlinien, die für bessere Arbeitsbedingungen bei der Produktherstellung sorgen, wie z.B. Zahlung Existenz sichernder Löhne, Verbot von Kinderarbeit oder angemessene Arbeitszeiten. Dass faire Mode dazu auch noch überaus gut aussehen kann, merkt man sofort wenn man den Laden betritt. Alle Kleidungsstücke sind farbenfroh und modisch – sowohl für Herren als auch für Damen. Auch eine kleine Auswahl an Kinderbekleidung gibt es.

Nach genussvollem Stöbern und wirklich sehr sympathischer Beratung verlasse ich den Laden mit einem wunderschönen Tunika-Kleid von Braintree, Unterwäsche von Switcher und einem blauen T-Shirt von HempAge. Letztere Marke hat es mir dabei besonders angetan. HempAge steht für Bekleidung, die zum überwiegenden Teil aus Hanffasern hergestellt wird. Hanf, so erfahre ich im Laden und beim späteren Stöbern online, ist ein fantastisches Material. Hanfpflanzen wachsen schnell, brauchen sehr wenig Wasser und sind resistent gegen Schädlinge. Verarbeitet fühlt sich Hanffaser ein wenig an wie Leinen, in Kombination mit Baumwolle noch weicher. Hanffaser ist robust, geruchshemmend (daher auch für Sport-Bekleidung toll), und Wärme regulierend. Eigentlich das perfekte Material – die erste Jeans war z.B. auch aus Hanf; ebenso wurde Papier daraus hergestellt. Leider wurde Hanf im Laufe der Zeit durch scheinbar billigere Rohstoffe wie Holz, Baumwolle und synthetische Materialien abgelöst, und der Verbot des Anbaus der Hanfpflanze macht eine Ausweitung dieses Marktes schwierig. Aber zum Glück nicht unmöglich.

Hanf kann man übrigens auch essen: Hanfsamen sind äußerst reich an Eiweiß und ungesättigten Fettsäuren, und Hanföl schmeckt einfach fantastisch.

Der Besuch bei FARCAP hat mich in zweierlei Hinsicht beeindruckt: Zum einen, weil es, trotz aller Widrigkeiten und Schwierigkeiten, immer noch Menschen und Firmen gibt, die eine Vision haben, diese verwirklichen und neue Wege gehen. Wie z.B. HempAge. Und weil es im Nischenmarkt der fair und ökologisch produzierten Kleidung doch auch immer wieder kleine und auch größere Läden gibt, die wunderbare Produkte verkaufen und die wir unterstützen sollten. Wie z.B. FARCAP. Damit ökofaire Bekleidung bald eine Selbstverständlichkeit ist.

 

 

FARCAP
Gustavstraße 35
90762 Fürth

http://www.farcap.de/
http://www.facebook.com/farcap.naturtextilien