Rocio Buzo wurde in Malaga geboren und ist am Mittelmeer aufgewachsen. Nach ihrem Studium der Psychologie brachte sie ihr Interesse an Umweltschutz nach Deutschland, wo sie sich als Kunsttherapeutin weiterbildete. Sie lebt seit etwa 20 Jahre vegan. Ihre Freude am Kochen und die Lust am Experimentieren, vermischt mit etwas Phantasie ließ sie damals die faszinierende Welt der veganen Küche entdecken und verfasste das erste vegane Kochbuch Spaniens: „Mi libro de cocina vegana“ („Mein veganes Kochbuch“). Sie schreibt weiter gerne ihre vegane Rezepte und Lebenserfahrungen in ihren Blog „Las cosas de Rocio“ (www.lascosasderocioblog.blogspot.com). Rocio lebt in Spanien, Deutschland, Österreich und der Schweiz, seit 2004 gibt sie Kochkurse in Deutschland und der Schweiz und hat sich als zuckerfreie Bäckerin spezialisiert.

Rocio Buzo

Rocio Buzo

Liebe Rocio, vegan ist in aller Munde und immer mehr Menschen entdecken die pflanzliche Ernährung für sich. Was sagst du dazu?

Super! Endlich! ;-) Wir haben viele Jahre darauf gewartet, dass man überall vegane Produkte, vegane Restaurants und sogar rein vegane Supermärkte so leicht finden kann. Ich freue mich riesig, obwohl es noch viel zu tun gibt. Allerdings finde ich, dass wir die unzähligen Menschen auch würdigen sollten, die sich über Jahrzehnte hinweg mit viel Herzblut, Engagement und sogar mit Leid und Schmerz für das Thema eingesetzt haben, von Philosophen, Autoren, Zeitschriften und heute unbekannten Köche bis zu VEBU “alte Hasen”. Sie werden oft vergessen. Heute gibt es sehr viele engagierte Menschen, aber auch viele Opportunisten.

Du lebst also schon seit über 20 Jahren vegan, bist sozusagen eine vegane Pionierin, wie erlebst du diese Entwicklung?

Anfangs war es schwierig. Plötzlich befanden wir uns in einer fremden Welt ohne Bedienungsanleitung und mit viel Widerstand seitens der Umgebung. Aber wir waren so motiviert, dass ich sehr kreativ in der Küche wurde, und wir uns über jeden Veganer und jedes vegane Restaurant freuten, die wir kennenlernten (wir kannten nur ein Restaurant!). Die vegane Community war sehr klein und jeder kannte jeden. Die ethischen Gründe waren damals der Hauptgrund, und das hat uns die Kraft dafür gegeben, am Ball zu bleiben. Heute ist Vegan ein Trend. Der Genuss spielt eine wichtige Rolle, und der ethische Aspekt rückt bei vielen in den Hintergrund.

Wie kam es dazu, dass du dich ohne tierische Produkte ernähren wolltest?

Wir wurden zuerst Vegetarier fast aus Spaß, nachdem ich (aus “Versehen” ;-)) meine Kollegen zum vegetarischen Menü einlud und einer von ihnen mich fragte “seit wann bist Du Vegetarierin?”. Damals hatte mein Mann das Buch von Eugen Drewermann “Der tödliche Fortschritt” gelesen und plötzlich machte es “klick” bei uns. Ein Jahr später lud uns ein Freund von uns zu einem Demeter Bauernhof ein, wo er arbeitete. Wir schauten uns alles sehr genau an und stellten viele Fragen. Und dann begriffen wir, dass auch bei Milch und Eier viele Tiere sterben müssen. Uns taten die Tiere so leid, dass wir sofort Veganer wurden.

Was bedeutet Vegan für dich?

Vegan ist für mich vor allem Respekt vor dem Leben. Ich persönlich bin viel bewusster geworden, wie wir mit unserem Konsumverhalten die Verantwortung für das Wohlergehen der Welt tragen können. Ich kann keinen Betrieb unterstützen, der unethisch handelt, nur weil er aufgrund des Trends vegane Produkte herstellt. Da wähle ich lieber eine ethischere Alternative. Es macht mich traurig, dass “Konsequenz” oft mit “Engstirnigkeit” verwechselt wird. Dieselbe Haltung haben viele Fleischesser gegenüber den Veganern.
Gleichzeitig ist Vegan für mich eine Bereicherung. Vom Anfang an habe ich so viele Sachen entdeckt, die ich sonst nicht entdeckt hätte, und ich genieße richtig das Essen und das Kreieren neuer Gerichte!

Du hast sogar schon ein eigenes Buch veröffentlicht, wann war es und was für ein Buch ist das?

Mein erstes Buch hieß “Mein veganes Kochbuch” (Untertitel “etwas mehr als ein Kochbuch”). Ich habe es im Jahr 2001 in Spanisch bei Oceano-Ámbar (das erste spanische vegane Kochbuch!) und in Deutsch im Eigenverlag veröffentlicht.
Meine Idee war, einfache Rezepte mit gewöhnlichen Zutaten anzubieten, um allen, die sich für die vegane Ernährung interessierten, den Weg zu erleichtern. Außerdem erzählte ich meine Erfahrungen im Vorwort. Leider wollte damals kein deutscher Verlag hinter den ethischen Gründen stehen und haben die Veröffentlichung abgelehnt.
Jetzt habe ich ein neues Buch über vegane und vollwertige Süßigkeiten ohne Zucker (auch kein versteckter Zucker) geschrieben. Ich brauche nur noch einen interessierten Verlag.

Heute bist du leidenschaftliche Köchin und backst unheimlich gut und gern. Und du hast sogar einen eigenen Blog, erzähl uns mehr darüber.

Danke für das Kompliment :-)
Mein Blog heißt “Las cosas de Rocío” (“Rocio und ihre Sachen”) www.lascosasderocioblog.blogspot.com. Momentan schreibe ich nur in Spanisch, aber ich habe Besucher aus allen Orten in der Welt. Anfangs habe ich mir schwer getan, aber eine Freundin, die sehr begeistert von meinen zuckerfreien Kreationen war, hat mir gesagt: “Rocío, die Welt braucht dich!”, und ich habe es geglaubt, ha, ha ! ;-) Seitdem kombiniere ich süße und deftige Rezepte mit Reflexionen, Kreationen, Tipps, Kochkurse und ein paar von “meinen anderen Sachen”. Seit kurzem bin ich auch in Facebook.

Was sind deine Lieblingsgerichte, deftig und süß?

Uff! Das ist eine schwierige Frage ;-)
Ich bin eher ein süßer Typ und schwärme für Schokolade (z.B. meine “Dreifache Schokotorte”) aber auch für fruchtige Torten oder Desserts, wie Zitronenmousse (oder noch besser die Zitronenmoussetorte” mmmhhh!!). Im Sommer esse ich viel Rohkost, zum Beispiel ein guter Gazpacho (Du weißt schon, die typisch spanische kalte Tomatensuppe). In Winter esse ich gerne Eintöpfe, wie die “Olla gitana” (Zigeuner Eintopf). Eine ganz leckere neue Kreation sind die “Gefüllte Schnitzel mit Bärlauchpesto”.

 

Hier zum Rezept Gazpacho:

Gazpacho 1

Dein Mann ist ja auch vegan, was ist mit der restlichen Familie? Gibt es Weihnachten nur Salat und Suppe?

Wir sind zusammen Vegetarier und Veganer geworden. Das war sehr wichtig für uns beide, weil wir uns einander unterstützen konnten. Mein Mann hat auch seinen Traum verwirklichen können und unterstützt verschiedene vegane Unternehmen. Er hat auch die “Vegan Angels GmbH” gegründet, die bereits in mehrere vegane Projekte, wie z.B. Vanilla Bean investiert hat und begleitet das junge Unternehmen. Die Familie hat leider bis heute nicht verstanden, was Vegan wirklich bedeutet. Die Eltern von Manfred essen allerdings fast ausschließlich vegan, weil es ihnen besser tut.
Weihnachten feiern wir trotzdem mit der Familie. Es gibt ein leckeres veganes Weihnachtsmenü, und alle essen gerne mit.

Was wünschst du dir für die Zukunft für die vegane Bewegung?

Wenn ich träumen darf, würde ich mir wünschen, dass das Wort “Vegan” nicht mehr nötig wäre, weil die vegane Lebenweise absolut selbstverständlich wäre, und kein Mensch Produkte aus tierischer Herkunft benutzen würde.
Aber etwas zeitgemäßer gesehen wünsche ich der veganen Bewegung, dass immer mehr Menschen sich darüber bewußt werden, dass dieser Weg ein optimaler  für das Leben auf dieser Erde ist (für die Menschen, für die Tiere und für die Umwelt) und konsequent danach handeln.
Und ich wünsche mir auch, dass alle Welt merkt, dass veganes Essen nicht nur kein Verzicht ist, sondern dass es total lecker schmeckt und vielfältig ist!

Was ist dein Tipp an alle, die mit vegan frisch starten möchten?

Mein Tipp wäre, sich auf eine Entdeckungsreise zu machen, Sachen probieren und herausfinden, was einem am besten schmeckt, sich vollwertig ernähren und für Vitamin B12 zu sorgen. Dazu empfehle ich, sich in Bücher und im Internet zu informieren und Rezepte ausprobieren, vegane Stammtische zu besuchen, und gerade am Anfang sich kleine Ziele zu setzen und dafür belohnen, z.B. nach einem Monat, eine Packung Veganz-Doppelkekse zu gönnen.
Bei Treffen oder Festen mit Nicht-Veganern empfehle ich, einfach zu sagen, dass man Veganer ist, und für den Notfall, immer etwas mitzunehmen.

Lieben Dank liebe Rocio für deine Zeit.