Heute habe ich die ersten Bluttest-Ergebnisse nach über zwei Jahren veganer Ernährung bekommen, doch dazu später mehr. Das ganze hat mich aber veranlasst, mal ein kleines persönliches Fazit zu ziehen. Vielleicht für die/den einen oder anderen Neu-VeganerIn auch interessant.

Zunächst mal: Meine Entscheidung, vegan leben zu wollen, war letztlich eine reine Vernunftsentscheidung. Nachdem ich mich irgendwann dazu entschieden hatte, nicht mehr wegzuschauen, und ich bereit war, mich tatsächlich offen den Fakten und Tatsachen zu stellen (Milch- und Eierindustrie – wtf?), blieb mir persönlich gar nichts anderes mehr übrig, als vegan zu leben, es gab dazu keine Alternative mehr. Ich sage bewusst „persönlich“, denn ich bin ein toleranter Mensch und maße es mir nicht an, zu behaupten, alle Alternativen zu dieser Lebensweise sind zu verachten. Außerdem habe ich selbst eine lange Zeit gebraucht, bis ich „soweit war“.

Was sind nun die wichtigsten damit einhergehenden Veränderungen in meinem Leben gewesen? Ich fasse mal wirklich nur die absoluten Top 5 Highlights zusammen.

Gesundheit

Hier kommen wir auf die Ergebnisse meines Bluttests zurück: sie waren perfekt. Kein Mangel an überhaupt nichts, im Gegenteil. Und ja, ich habe alle wichtigen Werte testen lassen, auch B12 und damit zusammenhängende Werte, mein Arzt ist ein sogenannter „Veggie-freundlicher Arzt“ und weiß Bescheid. Früher – als ich noch nicht bewusst ernährt hatte – sah das auch schon mal anders aus. Vegane Ernährung = Mangelernährung? Im Gegenteil. Hinzu kommt, dass mich die vegane Lebensweise dazu gebracht hat, noch mehr auf meinen Körper zu achten. Ich habe abgenommen, mache viel und total gerne Sport und Yoga. Insgesamt also ein viel ausgeprägteres Gesundheitsbewusstsein. Es geht mir körperlich wirklich verdammt gut, das kann ja nicht nur Glücksache sein. Ich fühle mich nicht erschlagen, wenn ich aufstehe, habe selten bis nie Kopfschmerzen oder andere Beschwerden.

Kochen

Ich liebe Kochen. Seitdem ich vegan lebe. Vorher: ging so. Ganz früher: Fritteuse, Sandwichmaker, Backofen. Die immer gleichen Lebensmittel. Frühstück: Weißmehlbrot mit Käse oder Salami. Heute: Amaranth-Sojajoghurt mit Früchten und Kokosflocken, Grüne Smoothies, Chia-Pudding, selbstgemachtes Müsli mit selbstgemachter Mandelmilch und einiges mehr. Besucher staunen, wenn ich ihnen Frühstück serviere. Früher bestand mein Einkauf aus vielen industriell verarbeiteten Fertigprodukten, viel Fleisch und vielen Milchprodukten. Heute: Gemüse ohne Ende, viel Obst, Nüssen und Nussmus, Trockenfrüchten, Pflanzenmilch in zig Variationen, Kräuter & Sprossen. Alles in Bio-Qualität und möglichst fair gehandelt, saisonal oder regional. Ich liebe Einkaufen und ich liebe Kochen. Ob das schwer ist? Haha, null. Verzicht? Ne, klar, total. Nicht. Gerade eben hab ich den Wok angeworfen, jeden Menge Gemüse reingeschnippelt, paar Kräuter, Kokosmilch, Gewürze, fertig, köstlich. Hey, ich möchte (nicht „darf“) 15 Sachen nicht mehr Essen – so what? Ich habe dafür 100 neue entdeckt, und sie schmecken mir noch viel besser!

Mein Karma

Keine Angst, es wird nicht esoterisch. Egal ob man es Karma, Gewissen oder Klaus-Peter nennen möchte: Ich fühle mich weniger schuldig, anderen Lebewesen oder meiner Umwelt etwas Schlechtes anzutun, ganz einfach. Es beruhigt mich innerlich, auch wenn das schlechte Gewissen darüber, wie ich früher völlig selbstverständlich in Leichenteile gebissen habe – von Lebewesen, die wie ich mit einer Persönlichkeit und einem Willen zu leben ausgestattet waren – manchmal noch hochpoppt. Wie konnte ich ernsthaft Kälbern Säuglingsmilch wegtrinken, die mir nicht mal gut tut? Ich will an dieser Stelle gar nicht mehr weiter auf dieses Thema eingehen, aber hey, du hast bei jeder Mahlzeit die Wahl, eine Entscheidung zu treffen. Kreuze bitte an: Esse ich a) etwas, für das Tiere, meine Gesundheit und unsere Umwelt leiden oder b) all das natürlich nicht? b) ist eine großartige Option, die mir wunderbar schmeckt, gut aussieht und sich toll anfühlt. Forget about a).

Freunde

Freunde verloren habe ich durch meine Entscheidung, vegan zu leben, nicht. Dafür bin ich einfach zu wenig dogmatisch und belehrend, auch wenn es mich manchmal „überkommt“ (sorry!). Aber ich gebe keinem das Gefühl, er wäre ein schlechter Mensch, weil er nicht so lebt wie ich. Warum auch? Tatsächlich konnte ich sogar bei vielen Freunden und in der Familie ein Umdenken bewirken, bewusst missioniert habe ich aber niemanden. Wer missioniert, verliert. Aber noch viel besser: Ohne den Veganismus hätte ich soviele wunderbare, mir unglaublich wichtige Menschen, niemals kennen gelernt. Niemals, wirklich. Ich zähle natürlich niemand auf, denn ihr die ihr gemeint seid, fühlt euch ganz sicher angesprochen. Menschen, die ich in meinem Leben nicht mehr missen möchte, habe ich durch meine Entscheidung kennen gelernt. Viele weitere, die ich sehr inspirierend und interessant fand. Veganer sind auch nicht automatisch die besseren Menschen, aber viele von denen, die ich kennen gelernt habe, scheinen mir auch insgesamt weniger egoistisch zu sein, empathischer, reflektierter, bewusster und verantwortungsvoller. Mag auch alles Zufall sein, ist letztlich auch egal. Ich bin glücklich euch zu kennen.

Buch

Am Ende habe ich sogar ein Buch zum Thema (mit-)geschrieben: Ab heute vegan heißt es und kommt im August heraus. Verrückt, oder? Und reiner Selbstzweck natürlich: Jetzt brauch ich keinen mehr vollquatschen, sondern kann ihm einfach das Buch in die Hand drücken.

Im Fazit war der Umstieg auf eine vegane Lebensweise einer der besten und weitreichendsten Entscheidungen in meinem Leben. Manchmal denke ich: „Warum hab ich das alles nicht früher gewusst?“, aber das bringt natürlich nichts. Ich bin froh, dass ich diese Entscheidung im April vor zwei Jahren getroffen habe, und seit dem gab es keine Sekunde, in der ich sie verflucht habe. Im Gegenteil, sie war eine große Bereicherung für mich, und dafür bin ich zutiefst dankbar.

Go vegan. Vegan means love.

Was sind deine besten Erfahrungen, die du gemacht hast, seit dem du vegan lebst?