Vegan ist bunt. Vegan ist vielfältig. Vegan ist spannend, von A bis Z. Heute geht es weiter mit der Serie „The Vegan ABC“. In Zukunft werdet ihr alle 14 Tage – jeden zweiten Dienstag – über ein Thema aus der veganen Welt lesen, ob über „B-Vitamine“ bei B, „Gesundheit“ bei G oder „Zukunft“ bei Z. Viel Spaß!

The Vegan ABC: E wie… Essen, Ethik und Entscheidung

Essen ist Leben. Essen ist lebensnotwendig, für jeden. Und Essen ist allgegenwärtig. Wir tun es jeden Tag, meistens mehrmals, oft im Sitzen, manchmal im Stehen, auch Unterwegs. Das Essen und das, was wir essen, begleitet uns durch unser ganzes Leben; wir prägen unser Essverhalten, und unser Essverhalten prägt uns. Eltern, Umfeld, Lebensstil – was wir essen und warum, hängt von unzähligen Faktoren ab. Essen ist Überleben. Essen ist Grundbedürfnis. Essen ist Genuss. Essen ist Stockbrot am Lagerfeuer. Essen ist ein Festmahl im Kreise der Familie. Essen ist Pasta bei Kerzenschein und dem Liebsten. Essen ist so vieles, dass es erschreckend ist, dass wir es nicht viel bewusster tun.

Dabei ist Essen vor allem eines: Eine Entscheidung. Und wir treffen sie jeden Tag aufs Neue. Die Gründe für diese Entscheidung sind vielfältig: Gewohnheit, Geschmack, Gesundheit, oder die Wahl des Tischnachbarn. Ein Aspekt bleibt meist unbewusst: Die Ethik in den Kühlschränken und Kochtöpfen, auf den Tellern und in den Tassen. Damit möchten sich nur wenige beschäftigen. Wie kann auch etwas, das sonst nur mit Wohlbefinden, Lust und Genuss zu tun hat, gleichzeitig mit Qual, Leid und Tod von Tieren in Verbindung steht? Dieser so offensichtliche Gegensatz ist für die meisten trotzdem so verwirrend, dass sie lieber keine Fragen stellen und einfach so weitermachen wie bisher – und vielleicht ihr Leben lang keine bewusste Entscheidung über ihr Essverhalten fällen.

Ich habe meine Entscheidung getroffen. Obwohl: Eigentlich hat sie eher mich getroffen. Oft werde ich gefragt:

„Und warum machst du das?“

Ich kann es mir dann meist nicht verkneifen, weit auszuholen, ethische, philosophische, weltpolitische und konsumkritische Aspekten auszubreiten und meinen Gesprächspartner damit wahrscheinlich schrecklich zu langweilen. Es gibt einfach so viele Gründe, dass es mir schwer fällt, diese in wenigen Sätzen zusammenzufassen.

Was noch viel schwieriger ist: Einen Auslöser festzumachen. Wahrscheinlich haben sich in meinem Hinterstübchen das Gewissen und der gesunde Menschenverstand heimlich verbündet und ohne mein Wissen Pläne geschmiedet, um sie mir dann eines schönen Tages vollendet unter die Nase zu reiben. Da konnte ich einfach nicht mehr anders. Es war einfach an der Zeit für meine Entscheidung.

Eins ist aber sicher: Der Film „Unser täglich Brot“ hat einen entscheidenden Beitrag geleistet. Küken in Transportkisten. Auf Fließbändern. Vollautomatisches Melken der Kühe. Betäubungslose Ferkelkastration. Dieser Film zeigt eindrucksvoll: In der Nutztierhaltung gibt es keine Lebewesen. Sondern nur Waren. Diese Erkenntnis hat mich schockiert. Sehr traurig gemacht. Und sehr wütend.

Ich wünsche mir, dass Essen wieder eine bewusstere Entscheidung wird. Dass die Menschen hinschauen. Auf ihren Teller schauen. Nachdenken. Und sich beim nächsten Mal vielleicht für das pflanzliche Gericht auf der Karte entscheiden.