Wer im Rhein-Main-Gebiet lebt, muss als Veganer einige Geduld mitbringen, wenn er/sie auswärts essen möchte. Zumindest im Raum Mainz/Wiesbaden gibt es nur ein (immerhin) vegetarisches Lokal, das „Zimt und Koriander“, über das ich in einem der nächsten Artikel berichten werde. Umso mehr habe ich mich aber auch mit der Umstellung auf vegane Ernährung damit auseinandergesetzt, wie man selbst lecker, gesund und nachhaltig Kochen und Backen kann – und mich hoffnungslos verliebt. In mir bisher unbekannte Gemüsesorten. In Farben und Formen, Gerüche und Geschmäcker. In das Kochen, den Prozess des Vorbereitens und Zubereitens selbst. Ich habe schon immer gern gekocht, aber die rein pflanzliche Küche hat mir in diesem Jahr schon so viele Höhenflüge beschert, dass ich manchmal am liebsten einen Freudentanz in meiner Küche aufgeführt hätte. Für mich steht fest: Gemüse macht glücklich.

Im letzten Jahr habe ich viel experimentiert, Rezepte getestet, abgewandelt, neue Zutaten ausprobiert und in meinem Blog visionvegan mit der Welt geteilt. Kochen ist nicht nur Handwerk, sondern auch Gefühl, Sinnlichkeit und Inspiration. Folgend zähle ich euch fünf Aspekte auf, die mir das Kochen, Backen und Zubereiten immer wieder zur Freude machen. Damit auch ihr demnächst – falls ihr das nicht ohnehin schon tut – eure Küche zur Disco umfunktionieren könnt. Und wem das Ganze zu abstrakt ist, der kann gleich mit dem Rezept für Apfel-Zimt-Blechkuchen am Ende des Artikels anfangen.

1. Kocht nicht immer nur nach Rezept.

Rezepte sind toll. Sie geben Sicherheit, Anleitung und Anregung. Als ich auf vegan umstieg, habe ich jede Menge Rezepte ausprobiert. Mittlerweile finde ich es aber befreiend, selbst Rezepte zu kreieren. Manchmal überlege ich mir vorher genau, wie das Ergebnis sein soll, und was ich dafür brauche. Zum anderen ist es aber auch immer aufregend und inspirierend, den Kühlschrank aufzumachen, in der Gemüsekiste zu wühlen und einfach anzufangen. Lasst euch von eurem Gefühl leiten, wenn ihr noch viel Auswahl habt, oder zaubert ein tolles Reste-Essen aus wenigen übrigen Zutaten. Das Gute ist: Erlaubt ist alles, jede Kombination ist denkbar, auch wenn sie noch so verrückt erscheint. Werft eure alten Vorstellungen vom Kochen über Bord!

2. Esst öfter mal roh.

So viel Spaß das Kochen auch macht, manchmal bringen mich rohe Lebensmittel wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Lebensmittel sind, dem Wort nach, LEBENSmittel, und jeder Verarbeitung und jeder Garprozess nimmt ihnen etwas von diesem Leben. Und je mehr Leben in unserer Nahrung steckt, umso besser. Ein Tag mit grünen Smoothies, Rohkostsalaten, Nüssen und vielen Avocados kann einen regelrecht euphorisch machen. Informiert euch bei den Expertinnen, beispielsweise bei vegan&roh oder Raw Love.

3. Macht euch den Wert des Essens bewusst.

Natürlich wollen wir alle dass es schmeckt. Wäre ja noch schöner. Aber Essen kann noch viel mehr als nur lecker sein. Es kann uns stärken, den Körper nähren, ihn aufbauen, gesund halten. Alles was wir essen wird zwangsläufig ein Teil von uns. Diese ganzen geheimnisvollen bekannten und unbekannten Stoffe, die in meiner täglichen Nahrung sind, nehme ich auf und profitiere von ihrer wunderbaren Wirkung. Wenn ich vor meinen Töpfen und Schüsseln stehe, mit diesen vielen bunten, heilsamen Inhalten, fühle ich mich oft sehr dankbar. Und das ist es dann auch, was mich zum Tanzen bringt.

4. Ladet eure Freunde ein.

Und zwar nicht nur die Veganer. Ich habe schon oft für Familie und Freunde jeglicher Essgewohnheit gekocht und bisher immer nur positive Rückmeldung bekommen (und sicher nicht nur aus Höflichkeit…). Ich bringe Kollegen oft süße Sachen mit und werde immer wieder darauf angesprochen – „Kannst du nicht mal wieder… backen?“. Und als Gegenleistung bekomme ich von ihnen ebenfalls oft extra einen veganen Kuchen, wenn mal wieder jemand Geburtstag hat. Ich erlebe das als etwas sehr Bereicherndes, und wenn ich so auch nicht jeden zum Veganer mache, so bringen die Menschen in meinem Umfeld Veganismus mit etwas Positivem in Verbindung und mir mehr Verständnis entgegen. Und das ist es doch was wir wollen, oder?

5. Liebt was ihr tut.

Liebe geht durch den Magen, so sagt man. Es ist aber auch gut, schon vor dem Essen mit der Liebe anzufangen. Wer sich nicht nur auf’s Essen, sondern auch auf’s Kochen freut, hat schon die halbe Miete. Denn das Ergebnis hängt wirklich sehr stark davon ab, wie viel Lust man auf das ganze Geschnibble, Gerühre und Gebrutzle hat. Es gibt Tage, an denen hätte ich am liebsten einen Replikator wie in „Raumschiff Enterprise“ und lasse lieber meinen Freund an den Herd. Zum Glück sind diese Tage aber in der Minderzahl, denn meistens empfinde ich den Platz in der Küche als etwas sehr Befriedigendes. Die Zubereitung von Mahlzeiten hat für mich mit Lust, Selbstständigkeit und Ursprünglichkeit zu tun, und manchmal bin ich fast traurig wenn das Essen fertig ist. Oft ist das Besteigen eines Berges schöner als der Gipfel, eine Anreise schöner als das Ziel und die Vorfreude schöner als der Erlebnis selbst.

So, und nun endlich das Rezept für:

Apfel-Zimt-Blechkuchen

Zutaten:
400 g Mehl (300 g weißes Mehl, 100 g Vollkornmehl)
1,5 Päckchen Backpulver
1 Päckchen Vanillezucker
50 g gemahlene Haselnüsse
50 g gemahlene Mandeln
1 TL Zimt
2 TL Kakaopulver
200 g Zucker
200 ml Sonnenblumenöl
300 ml Sojamilch
4 EL Apfelmus
3-4 große säuerliche Äpfel (z. B. Boskoop oder Braeburn)

 

Zubereitung:
1 Ein Backblech mit Öl einpinseln und mit Backpapier auslegen.
2 Das Mehl, das Backpulver, den Vanillezucker, Nüsse und Mandeln, den Zimt und das (am besten gesiebte) Kakaopulver in einer Schüssel vermischen.
3 In einer zweiten Schüssel Öl, Sojamilch und Zucker verrühren – am besten kurz mit einem Schneebesen aufschlagen. Dann das Apfelmus unterrühren.
4 Die flüssigen zu den trockenen Zutaten geben und alles gut verrühren (ihr braucht dafür nicht einmal ein Handrührgerät – Schneebesen oder notfalls ein großer Löffel tun’s auch).
5 Die Äpfel schälen, Kerngehäuse entfernen und in kleine Würfel schneiden. Unter den Teig heben.
6 Alles auf das Backblech streichen – dabei darauf achten, dass die Oberfläche einigermaßen glattgestrichen wird.
7 Bei 190°C ca. 30 Minuten backen.
8 Aus Papier einen Tannenbaum, einen Stern oder, wenn ihr besonders talentiert seid, den Weihnachtsmann mit seinem Schlitten und Rudolph dem Rentier ausschneiden. Auf den Kuchen legen, mit Puderzucker bestäuben und die Schablone entfernen.

Tipps:
* Apfelmus macht sich wirklich hervorragend als Ei-Ersatz. Wenn ihr 1 EL Apfelmus pro ersetztem Ei sowie recht viel Sojamilch verwendet, wird der Teig saftig und – was ich ganz wichtig finde – er schmeckt nicht nach Soja (wie das bei der Verwendung von Sojamehl der Fall ist). Und: auch nicht nach Apfelmus.
* Verwendet wirklich Sojamilch, und keine andere Pflanzenmilch oder Mischung. Das sorgt für eine gute Bindung des Teigs!
* Öl statt Margarine! Das ist erstens gesünder, und zweitens wird der Teig dadurch noch saftiger.