Wer sind eigentlich die versteckten Akteure, die Grausamkeit an Tieren aufdecken und mehr Transparenz schaffen? Und viele Menschen durch schreckliche Bilder der Realität davon überzeugen, sich vegan zu ernähren?

Dahinter steckt die harte Arbeit eines Recherche Aktivisten!

Damit wir einmal einen tieferen Einblick in das Handeln und Wirken dieser Persönlichkeiten erhalten, haben wir uns mit einer Recherche Aktivistin von Animal Rights Watch e.V. (Ariwa) zusammengesetzt. Sie erzählt uns, wie sie die dreckigen Geheimnisse der Fleischindustrie zu Tage bringt und was ihre Tätigkeit als Aktivistin ausmacht. Hier findest du noch spannende Themen:

Schweinemast Recherche Ariwa
Recherche Aktivistin bei der Arbeit | Bild: Ariwa

Wir sind schon gespannt, dir ihre Erfahrungen mitzuteilen und nahezubringen, wie spannend und gleichzeitig düster die Tätigkeit im Recherche Aktivismus sein kann. Natürlich gibt es auch noch weitere Formen von Aktivismus und Organisationen, die du unterstützen kannst, wenn du für Tierwohl einstehen möchtest. Dafür empfehlen wir dir unsere Vorstellung verschiedener Organisationen.

Inhaltsverzeichnis

Wir freuen uns sehr, dass du dich für das Interview mit uns bereit erklärt hast! Durch die Recherche für unseren Artikel über Massentierhaltung bin ich auch tiefer in den dahinterliegenden Aktivismus eingestiegen und zolle großen Respekt vor allen, die sich dafür einsetzen! 

Ich freue mich, dass ihr euch für unsere Arbeit interessiert. Ich finde es sehr wichtig, dass sich Menschen damit auseinandersetzen, wie unzählige Tiere unter der Unterdrückung des Menschen leiden. Sie werden eingesperrt und am Ende brutalst umgebracht, nur für den Luxus des guten Geschmacks. 

Was ist die größte Motivation hinter deiner Tätigkeit als Recherche Aktivist?

In unserer Gesellschaft gilt das als normal: Tiere züchten, quälen und essen wird als völlig selbstverständlich betrachtet. Für mich war das nie so. Wenn jemand leidet, egal wer, dann tut mir das irre leid. So konnte ich diese unglaubliche Tierausbeutung auch nie ertragen.

Ich habe nie bewusst entschieden, mich für Tierrechte zu engagieren, es ist ganz automatisch passiert. Für mich zählt vor allem, dass es einfach das Richtige ist, sich für die Allerschwächsten in unserer Gesellschaft einzusetzen.

Was ist Tierrechtsaktivismus für dich?

Für mich hat Tierrechtsaktivismus das klare Ziel, die Ausbeutung von Tieren zu beenden. Ich fokussiere dabei auf die sogenannten Nutztiere, die in der Landwirtschaft leiden und sterben müssen. Und ich wähle Aktionen die Menschen über das Leid der Tiere aufklären, damit die sich bewusst entscheiden können, ob sie diese Industrie weiter unterstützen wollen. Aus dem Grund bin ich seit über fünf Jahren als Recherche Aktivistin aktiv.

Bio Legehennen Recherche Ariwa
Gigantische Hühnermast | Bild: Ariwa

Unsere Bilder aus Tieranlagen laufen zur besten Sendezeit im deutschen Fernsehen und erreichen so Millionen Menschen. So streuen wir immer und immer wieder Sand ins Getriebe der Fleischindustrie und schaden ihrem Ansehen.

Welche positiven Erfahrungen aus dem Recherche Aktivismus sind dir besonders im Kopf geblieben?

Positiv erlebe ich immer wieder, dass Tierrechts-Recherchen ein echt gutes Mittel sind, um zum einen wirklich Emotionen in den Menschen zu wecken. Und sie sind das effektivste Mittel, die Tierindustrie wirklich an der Wurzel anzugreifen. Ich finde das merkt man besonders daran, wie stark der Unmut der Agrarlobby und der Politik uns gegenüber ist. Wir bringen ans Licht, was ansonsten immer verborgen geblieben wäre. Und Medien und Gesellschaft stehen hinter uns.

Und welche negativen?

Negative Erlebnisse mache ich immer wieder. Zum Beispiel habe ich einmal mit einer weiteren Person in einer Schweinezucht ein Ferkel eingeklemmt in einer Spalte im Boden entdeckt.

Schweinemast Enthüllungsrecherche Ariwa
Schweinemast Ställe | Bild: Ariwa

Die neugeborenen Ferkel werden mit der Sau in kleinen Buchten gehalten. Die Sau fixiert in einem Kastenstand und die Ferkel drum herum, aber auch hier: Spaltenboden und darunter Gülle. In einer etwas zu großen Spalte steckte das Ferkel drin. Es wäre hier entweder durch die Spalte durchgerutscht und somit unten im Güllesystem ertrunken oder an den Quetschungen gestorben.

Nicht nur, dass das Ferkel festklemmte – die Sau lag auch noch mit ihrem Hinterteil auf dem Ferkel drauf. Wir mussten also die Sau hochheben und gleichzeitig versuchen, das Ferkel aus der Spalte zu befreien, ohne dass das Ferkel „auseinanderreißt“. Am Ende haben wir es geschafft und es unter die Rotlichtlampe gelegt. Diese dramatische Situation könnt ihr hier nacherleben.

Es war klar, dass dieses Ferkel nicht überleben wird, es war schon zu zerquetscht. Obwohl ich wusste, welches Schicksal das Ferkel erwartet, habe ich es zurückgelegt in die Bucht.

Das sind die schwersten Momente. Wenn ich einem Individuum zu lange in die Augen gucke oder es in der Hand halte, dann ist es unfassbar schwer es zurückzulassen. Aber ich kann diesen ganzen Ferkeln dort nicht helfen und muss sie leidend und sterbend zurücklassen.

Was macht dich stolz auf deine Arbeit?

Stolz“ ist im Zusammenhang von Tierrechts-Recherchen ein recht schwieriger Begriff. Wenn man eine gute Aktion gemacht hat und sehr starkes Material hat, bedeutet das im Umkehrschluss automatisch, dass man besonders leidende Tiere gefilmt hat. Denn wenn in einer Tieranlage besonders krass gegen geltende Verordnungen verstoßen wird, hat die Presse auch mehr Interesse an dem Videomaterial und es wird bundesweit darüber berichtet.

Es ist echt etwas absurd, denn wir Recherche Aktivisten freuen uns natürlich, wenn wir ein gutes Motiv finden und gleichzeitig tun einem die Tiere, die man filmt, mega leid und man kann oft nicht in Ruhe schlafen.

Welche Aktion würdest du als besonders gelungen bezeichnen?

Besonders „stolz“ in diesem Sinne bin ich auf unsere Schlachthof-Recherche vor einiger Zeit. Ich war damals das erste Mal in einem Schlachthof. Es war extrem schwer, dort reinzukommen und wir waren oft da und wurden auch zweimal gesehen, aber wir sind immer wieder gekommen und haben es am Ende geschafft, einige versteckte Kameras im Tötungsbereich aufzuhängen. Unsere Kamera hing direkt über dem Ort wo die Rinder ausgeblutet werden. Es gab so viele Schlachtfehler, die in diesem Schlachthof gemacht wurden. Viele Rinder kämpften minutenlang bei vollem Bewusstsein um ihr Leben, da sie falsch betäubt wurden.

Ich habe mich in dieser Zeit oft so leer gefühlt, nachdem ich stundenlang am Tag diese blutigen grausamen Szenen angeguckt habe. Diese Recherche wird mir sicher für immer stark in Erinnerung bleiben.

Aber es hat sich auch gelohnt: Nachdem das Videomaterial im Fernsehen veröffentlicht wurde, musste der Schlachthof für immer schließen.

Welche spannenden Wendungen oder Ergebnisse haben sich aus deiner Arbeit bereits ergeben?

Zum Beispiel wurde jetzt nach jahrelangen immer wiederkehrenden Veröffentlichungen von eingequetschten Sauen in Kastenständen, die Nutztierhaltungsverordnung geändert und Kastenstände mit sehr langen Übergangsfristen abgeschafft. Sauen werden dann irgendwann mehr in der Gruppe gehalten.

Natürlich geht es den Sauen in der Gruppenhaltung auch ein klein wenig besser, aber ich bin für die gesamte Abschaffung von Tierausbeutung und nicht für Haltungsverbesserungen, deshalb würde ich das nicht als Ergebnis beurteilen, eher als guten Nebeneffekt.

Gibt es Voraussetzungen, um Recherche Aktivist zu werden? Welche sollte man mitbringen?

An sich kann jeder Recherche Aktivist werden. Insgesamt sollte man aber körperlich fit sein. Solche Nächte sind ziemlich anstrengend: lange Autofahrten, man geht nicht vor 6 Uhr ins Bett, man muss oft über Zäune klettern, weite Wege über Äcker laufen und manchmal wird man auch gesehen und muss schnell wegrennen.

Putenmast Recherche Ariwa
Putenmast | Bild: Ariwa

Man sollte solche Einsätze auf Tierbetrieben aber nie ohne Leute mit Erfahrung machen und nie auf eigene Faust losziehen. Zum Beispiel muss man immer auf die Sicherheit der Tiere achten und sollte nichts verändern oder beschädigen. Man sollte sich auch bewusst machen, dass so ein Hausfriedensbruch möglicherweise strafbar ist.

Auch Erfahrung mit Film- und Fototechnik sind praktisch, ebenso wie Kenntnisse über Tierhaltung und Verordnungen.

Wie kann man am besten im Aktivismus einsteigen? Welche Tipps hast du?

Wenn man in den Aktivismus einsteigen will, sind Bündnisse und Kampagnen sehr empfehlenswert, die große Aktionen mit vielen Menschen organisieren. Hier können unerfahrene Leute gut eingebunden werden. Beispielsweise das Bündnis „Gemeinsam gegen die Tierindustrie“. Dieses Bündnis organisiert Massenaktionen zivilen Ungehorsams, zum Beispiel Blockaden vor Schlachthöfen. Hier gibt es immer viele verschiedene Aufgaben vom Anketten an Betonfässern bis hin zu Transparente auf einer angemeldeten Kundgebung halten.

Aber natürlich gibt es auch coolen Straßenaktivismus, wie zum Beispiel die Demos zur Schließung aller Schlachthäuser, die Animal Rights Watch organisiert. Ich finde Demos sind ein super Ort für neue Leute, um Kontakte zu knüpfen und die Szene kennenzulernen.

Was ist die beste Überzeugungsstrategie für den Veganismus vor einem Fleischesser?

Tatsächlich denke ich, dass die Bilder aus den Tierställen am meisten bei den Menschen bewegen können. Sogenannte „Nutztiere“ werden wie jedes andere Industriemassenprodukt auf die billigste Weise hergestellt. Das hat absolut nichts mehr mit dem „Leben auf einem Bauernhof“ zu tun, wie es immer noch in Kinderbüchern suggeriert wird.

Putenmast Enthüllungsjournalismus Ariwa
Recherche in der Putenmast | Bild: Ariwa

Die Recherche-Bilder schaffen es, in Menschen Emotionen und Mitleid zu wecken. Das führt sehr häufig dazu, dass Menschen entscheiden, diese Industrie nicht mehr mit ihrem Konsum zu unterstützen und selbst dagegen aktiv zu werden.

Vielen Dank für dieses aufschlussreiche Interview!

Das Gespräch mit der mutigen Recherche Aktivistin von Ariwa konnte uns tiefe Eindrücke in das Leben eines Aktivisten vermitteln. Hut ab für die wegweisende Arbeit, die uns Erkenntnisse und Bilder liefert, um immer mehr Menschen über die Grausamkeit in der industriellen Tierhaltung aufzuklären. So können wir vielleicht irgendwann am Punkt ankommen, an dem sich Massentierhaltung durch bewusste Konsumentenentscheidungen selbst abschafft.

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