- Gründen: Kein Spaziergang
- Mit Crowdfunding Geld einsammeln
- Kredite ohne Schufa
- Gründen, aber was?
- Green Economy & Social Entrepreneurship
- Branche Nummer eins: Gastronomie
- Branche Nummer zwei: Dienstleistung
- Branche Nummer drei: Einzelhandel
Vegan auch im Job?
Wer sich vegan ernährt und auch abseits von Kühlschrank und Herd auf ein tierleidfreies Leben achtet, hat es in der Gesellschaft nicht immer leicht. Gerade im Job stoßen viele Veganer und Veganerinnen häufiger an ethisch-moralische Grenzen, die mit der Ausrichtung des Arbeitgebers, der eigenen Aufgabe oder auch den verkauften Produkten zusammenhängen. Ein Ausbruch in die Selbständigkeit kann helfen. Wie aber gelingt dieser Schritt so vegan wie möglich?
Gründen: Kein Spaziergang
Um sich selbständig zu machen, müssen künftige Unternehmer in Deutschland einige Punkte erfüllen, Voraussetzungen beachten und sich rundum informieren. Zu wichtigen Fragestellungen wie Steuern, Versicherungen, Finanzen und auch praktischen Aspekten wie der Suche nach passenden Räumlichkeiten oder der Kundenakquise gibt es schon lange vor dem Start einiges zu lernen. Insbesondere die finanzielle Seite sollten angehende Gründer laut existenzgruender.de unbedingt sehr detailliert beleuchten, denn Lücken in der Liquidität können in jeder Phase der Selbständigkeit existenzbedrohend sein. Während später jedoch eher das laufende Geschäft finanziert werden muss, stehen anfangs größere Investitionen in die Ausstattung an, die je nach Branche und Beruf durchaus fünfstelliges Niveau erreichen können.
Mit Crowdfunding Geld einsammeln
In der Szene ist es üblich, die Finanzierung über Crowdfunding zu stemmen. Das zeigen zum Beispiel die veganen Pralinen von der Crowdfunding-Kampagne von „Das Bernsteinzimmer“ und das zuckerfreie und vegane Fruchtjelly Zveetz. Das ein solcher Weg durchaus auch größer fruchten kann, zeigt das aktuelle Beispiel von Veganz, das über die Plattform Seedmatch bereits über 990 Investoren gewinnen und damit über 1.6 Mio Euro einsammeln konnte. Angehende Gründer werden auch im Rahmen der Möglichkeiten vom Staat, der IHK und dem Bund unterstützt. Die IHK beispielsweise hilft dabei, die Bewertung der Bonität zu verstehen oder sich auf Bankgespräche vorzubereiten. Vom Staat gibt es zahlreiche Fördermittel für Existenzgründer, etwa vergünstigte Kredite wie das KfW Förderdarlehen. Auch vom BMWi gibt es sogenannte Förderdarlehen, die Darlehen zu günstigen Konditionen sind.
Kredite ohne Schufa
Sollte diese Unterstützung nicht ausreichen, müssen die Investitionen in der Startphase mit Hilfe eines Darlehens gezahlt werden. Kredite jedoch vergibt nicht jede Bank gerne an Gründer, die keinen Businessplan vorlegen oder Eigenkapital vorweisen können, oder wenn die Geschäftsidee vielleicht für die Bank zunächst nicht überzeugend genug erscheint. Auch ein negativer Schufaeintrag kann den finanziellen Start in die Selbständigkeit erschweren, da Banken bei der Kreditanfragen zunächst die Bonität des Gründers bei der Schufa überprüfen und ein negativer Schufaeintrag zur Ablehnung des Antrags führen kann. Die Suche auf diversen Verbraucherseiten nach einem Kredit ohne Schufa kann dann helfen, doch eine finanzielle Hilfe für den Start in die Selbstständigkeit zu bekommen. Hier ist es aber wichtig, auf die individuellen Modalitäten und Konditionen zu achten, sodass der Kredit nicht selbst zum Risikofaktor wird.
Gründen, aber was?
Eine der wohl entscheidendsten Fragen, die sich vor der Gründung eines Unternehmens stellen, ist die nach dessen konkreter Ausrichtung. Immerhin wollen vegane Gründer nicht weiter in Tierleid und Tierausbeutung investieren oder dazu beitragen. An dieser Stelle hilft es, sich eine Liste mit möglichen Optionen zusammenzustellen und zu überlegen, welche Jobs überhaupt zur persönlichen Ausbildung, zu den eigenen Interessen und auch zu den bereits vorliegenden Fähigkeiten passen.

Green Economy oder auch Social Entrepreneurship
Wichtig ist auch die gesellschaftliche Richtung, in die das eigene Unternehmen tendieren soll. Hier geht der Trend inzwischen allgemein in Richtung Green Economy oder auch Social Entrepreneurship. Das zeigte sich auch im Deutschen Startup Monitor 2018, denn dort gaben rund 32 Prozent der Unternehmen an, dass sie sich diesen Bereichen zuordnen. Veganer können sich also durchaus wohlfühlen in der Startup-Landschaft.
Wir zeigen drei Bereiche, in denen sich eine vegane Selbständigkeit realisieren lässt und liefern konkrete Ideen:
Branche Nummer eins: Gastronomie
Die deutsche Gastronomie lebt nach wie vor von tierischen Produkten in rauen Mengen. Aber auch hier ist der Wandel spürbar, denn immer mehr Gäste wünschen sich von Restaurants oder Hotels Optionen, die gänzlich auf Tier verzichten. Langfristig könnte es also tatsächlich so sein, dass Gastronomen ohne vegane Optionen das Nachsehen haben. Wer sich als Veganer selbständig machen möchte, sollte selbstverständlich kein Fleisch servieren müssen und auch Käse oder Ei darf von der Speisekarte gestrichen werden.
Ideen für die vegane Selbständigkeit in der Gastronomie:
- Ein Konzept für vegan Kochkurse
- Ein Restaurant mit klassischem Abendbetrieb
- Ein Café mit leckeren, veganen Kuchen
- Ein Hotel mit rundum veganer Einrichtung und Verpflegung
- Ein Foodtruck für die mobile Versorgung auf Festivals und Veranstaltungen
- Ein Catering Unternehmen für Hochzeiten und Feiern
- Ein Großverpflegungs-Unternehmen für Mensen, Cafeterien und KiTas.

Wie überall gilt auch in der Gastronomie: Vor der Eröffnung des eigenen Betriebes müssen zahlreiche Anforderungen erfüllt werden. In die Phase vor dem Start involviert sein muss nicht nur das Finanzamt, sondern auch das Gesundheitsamt, denn wo Lebensmittel verkauft werden, gelten strenge Hygieneregeln.
Branche Nummer zwei: Dienstleistung
Vegane Dienstleistungen könnten eine echte Zukunftsbranche sein. Immerhin wollen vegane Kunden und Kundinnen nicht auf den ganz gewöhnlichen Alltags-Luxus verzichten, müssen jedoch häufig Kompromisse eingehen. Viele Dienstleister nämlich nutzen auch weiterhin tierische Produkte, weshalb vor der eigentlichen Beauftragung eine lange Liste immer gleicher Fragen abgearbeitet werden muss.
In der veganen Dienstleistung könnten diese Ideen spannend sein:
- Ein Friseursalon mit entsprechenden Naturfarben und Shampoos
- Ein veganes Kosmetikstudio mit pflanzlichem Makeup und Naturkosmetik
- Eine vegane Hochzeitsplanungs-Agentur
- Das Shooten von Bildern auf Auftrag als zusätzliche Geldquelle, etwa von veganen Gerichten
- Ein Reisebüro speziell für pflanzliche Urlaube
- Ein Coaching-Unternehmen für vegane Ernährung und Fitness
Gerade bei Dienstleistungen ist es wichtig, dass Selbständige das passende Know-How zu bieten haben. Wer sich selbständig macht und nur wenig über die Hintergründe sowie das damit verbundene Handwerk weiß, wird relativ schnell unzufriedene Kunden generieren. Da sich Beschwerden über das Internet heute umso schneller verbreiten, sollte auch in der Dienstleistungsbranche ein kompetentes, professionelles und vertrauenswürdiges Image entstehen.

Branche Nummer drei: Einzelhandel
Der Einzelhandel ist für viele Veganer ein äußerst schwieriges Feld. Das gilt insbesondere, wenn auch der allgemeine Konsum eher kritisch betrachtet wird. Dann fällt schnell auf, wie sehr diese Branche vom Geld ihrer Kunden lebt und wie viele „sinnlose“ Dinge verkauft werden. Hier entstehen oft Begehrlichkeiten, die sich rational kaum erklären lassen, in der Realität aber für riesige Umsätze sorgen.
Ideen zum Thema veganer Einzelhandel:
- Ein Laden für Zero Waste Produkte wie Glasstrohhalme oder Trinkflaschen
- Ein Unverpackt-Laden mit ausschließlich veganem Angebot
- Ein Geschäft für vegane, tierversuchsfreie und natürliche Pflegeprodukte und/oder pflanzliche Lebensmittel. Infos zu veganer Kosmetik gibt es beispielsweise bei ProVeg. Ein weiterer Aspekt: ProVeg Corporate Engagement unterstützt darüber hinaus Lebensmittelherstellende, Cateringfirmen und Start-ups und berät sie über das V-Label. Auf diese Weise tritt ProVeg zur Unterstützung der Start-ups als Incubator auf und fördert damit pflanzliche Alternativen, indem ein Netzwerk aus Investoren, Industrie und Marktforschung zur Verfügung gestellt wird.
- Eine Boutique mit fairer und veganer Mode. Vegane Fair Fashion gibt es beispielsweise bei loveco-shop.de.
Wer sich in der Einzelhandelsbranche selbständig machen möchte, sollte daher gründlich überlegen, was genau verkauft werden soll. Die Influencerin Pia Kraftfutter zum Beispiel verdient nicht nur an Kooperationen, sondern auch an ihren eigenen kreativen Saisonkalendern, was sich ebenfalls dem Einzelhandel zuordnen lässt. Auch die Bloggerin Julia Zohren hat neben ihrem Blog den Online-Shop Yhanius gegründet und ihre Kunden können auswählte Produkte in ihrem kleinen Shop in Köln abholen.
TIPP: Über den Start-up Incubator fördert ProVeg neue Produkte und Marken, die neue Wege auf dem Lebensmittelmarkt gehen. Neugründer profitieren vom Netzwerk aus Industrie und Marktforschung.
Natürlich sind die hier genannten Ideen stets nur ein kleiner Teil dessen, was in der Unternehmenswelt möglich ist. Wer sich hier also noch nicht findet, aber schon seit Jahren vom eigenen veganen Tattoostudio, Eiswagen oder Pflegedienst träumt, sollte sich von seinen Wünschen und Vorstellungen leiten lassen. Die Leidenschaft und die Vision des Start-ups sind bedeutsam und alle anderen Schritte lassen sich mit externen Helfern lösen. Mit kompetenten Beratern an der Seite, Geduld und Durchhaltevermögen lässt sich die Startup-Branche dann noch mehr „veganisieren“.