Wer sich in Bangkok vegan ernähren will, hat es nicht leicht und muss auf jeden Fall vorher ordentlich recherchieren. Ansonsten kann es einem passieren, dass man hungrig durch die Stadt läuft. Selbst wenn man im Laufe der Suche bereit ist, kurzzeitig auf vegetarisches Essen umzusatteln und – die nächste Stufe – selbst bei den Saucen (Fisch- und Austernsauce) Ausnahmen machen würde, kriegt man hier Probleme. Erstaunlicherweise habe ich an anderen Orten in Thailand diese Probleme nicht so sehr gehabt. Anders als in deutschen Städten heißt es nicht: Je größer die Stadt, desto größer das vegetarisch/vegane Angebot.

Zusätzlich sind auch die Englischkenntnisse des Personals in Restaurants geringer als z.B. in Chiang Mai, Phuket und auf Ko Phi Phi. In Bangkok heißt es, auf das Gericht zeigen und dann so viele Finger hochhalten, wie man Portionen möchte.

Mit dem, was als englische Gerichtbeschreibung auf der Karte steht, habe ich hier ebenfalls die schlechtesten Erfahrungen gemacht. Selbst wenn auf der Karte „Nudeln mit Gemüse“ steht, kann man auf dem Teller frittiertes Fleisch und Wurst finden. Das Personal zu fragen, hat mir nur verständnislose Blicke eingebracht.

Das vegane Restaurant („Long Fu“), das ich mir bei „Happy Cow“ (www.happycow.net) rausgesucht hatte, gab es nicht mehr oder ich war einfach zu unfähig, es zu finden. Kann alles Zufall sein, aber ich empfehle jedem, der keine oder nur wenig Kompromisse in seiner Ernährung machen kann/will, vorher mehrere vegane Essensmöglichkeiten zu recherchieren und nicht auf gut Glück loszulaufen und sich vor allem nicht erst um die Verpflegung zu kümmern, wenn der Hunger kommt.

Was hilft, ist sich etwas umzuorientieren. Während man in Phuket, Ko Phi Phi und Chiang Mai in Restaurants gut vegetarisch/vegan essen kann, sind es in Bangkok eher die Straßenstände und kleinen Supermärkte oder die allgegenwärtigen 7/11-Läden, in denen man fündig werden kann.

Oft werden an der Straße gekochte oder gegrillte Maiskolben angeboten. Frisches Obst oder „Fruit Shakes“ (mit Eis püriertes Obst, aber auch hier habe ich in Bangkok häufiger Varianten mit Milch oder Joghurt gesehen, also Augen auf beim Fruit Shake-Kauf) gibt es fast überall. In manchen 7/11-Läden gibt es sogar Sojajoghurt. Damit kann man sich schon mal über Wasser halten. Kleiner Tipp: Wer mittags an einer Ecke mehrere Stände mit leckeren Maiskolben gesehen hat, sollte nicht davon ausgehen, dass diese abends immer noch da sind. Als ich um 19 Uhr hungrig um mein Hotel gestromert bin, waren alle 4 Stände mit Maiskolben plötzlich wie vom Erdboden verschluckt und sind in den nächsten Tagen auch nicht wieder aufgetaucht!

Da die Restaurants, die mir auf meinem unrecherchierten Weg begegnet sind, eher überteuert waren und keine veganen und meist auch nicht mal vegetarische Gerichte auf der Karte hatten, kann ich nur empfehlen, sein Mittagessen im Soi Ten Food Center (Soi 10, Th Silom) zu essen. Es ist brummig, es ist laut, ein bisschen wie Kantine auf Thai-Art, denn hier essen typischerweise die Büroangestellten des Viertels. Ein bisschen hartgesotten muss man zugegebenermaßen schon sein. Es ist unglaublich eng, getrocknete Fische werden neben High Heels verkauft und einen Stand weiter gibt es Klamotten und daneben irgendwas Frittiertes. Englische Speisekarten gibt es nicht. Man guckt, was nach „nur Gemüse“ aussieht und zeigt drauf. Ein Essen kostet in der Regel unter 50 THB. Zugegebenermaßen war ich an diesem Punkt so weit, dass ich nicht mal mehr nach Saucen fragen wollte. Geschmacklich bin ich positiv überrascht worden. Wer da isst, wo viele Einheimische essen, liegt schon mal nicht komplett daneben.

Fazit: Bangkok ist essenstechnisch für mich das härteste Pflaster in Thailand gewesen. Vielleicht hätte ich bessere Optionen gefunden, wenn ich länger als nur ein paar Tage dagewesen wäre. Allerdings habe ich von vegetarischen Reisenden ähnliche Berichte über Bangkok bekommen. Recherche hat mir nur bedingt etwas gebracht, sei aber jedem empfohlen. Mein Tipp aus den paar Tagen Erfahrung ist: Sofort zugreifen, wenn man was sieht, was man essen möchte. Zur Not einpacken lassen und später essen. Hier findet man wirklich nicht gerade an jeder Ecke was, was den Hunger stillt.

 

Wer schreibt denn hier?

BettinaBettina liebt Reisen, Kochen und Bücher! Sie lebt seit etwa 2005 vegetarisch und seit 2011 vegan. 2008 ist sie durch Australien gereist. Im  November 2013 ist sie zu einer langersehnten Weltreise aufgebrochen, über deren Eindrücke sie auch in ihrem Blog listeningtothetravelbugstune.wordpress.com berichtet. Vor der Weltreise hat sie am veganen Backbuch „Vegan rockt! – Das Backbuch“ der Edition Lempertz mitgearbeitet, welches im November 2013 erschienen ist.