Als Veganer hat man es oft nicht ganz so leicht – von blöden Witzen bis zu ernsthaften Beleidigungen ist alles dabei. Zuweilen wird man als Spinner abgetan. In schwierigen Momenten zweifelt man gar selber an seinen Entscheidungen und seiner Wahrnehmung. Können denn so viele Menschen irren?

Dann erinnert man sich an einsame Kämpfer der Vergangenheit, die Aufstände erzwangen und mutig sogar ihr eigenes Leben aufs Spiel setzten. Oft denke ich dabei an die Geschwister Scholl, die bis zuletzt an das geglaubt haben, was sich im Nachhinein als das Richtige herausstellte. Wofür sie im Nachhinein als Helden gelten. Für manche klingt das extrem – aber ist es das nicht auch? Sich aufzulehnen gegen das, was der größte Teil unserer Bevölkerung für normal hält? Andauernd Außenseiter oder Sonderling zu sein? Oft als absoluter Ökofreak dargestellt zu werden? Ein tolles Gefühl bereitet es sicher nicht immer.

collageArtikel

Aber während ich so durch Berlin streife merke ich: Es tut sich was. Leise und schleichend scheint der Veganismus in die Mitte der Gesellschaft zu gelangen. Auf einem Stoppschild entdeckt man ein „Stop eating animals“, in Neukölln prangert ein mit Graffiti hingeschmiertes „Vegan“ in Hauseingängen. Auf dem Weg zum Fitnessstudio in Friedrichshain findet man eine mit „go vegan“ beklebte MacDonalds Werbung und auf dem Weg zurück vom Brunch in der Nähe vom Kotti klebt ein „Ein Herz für Rinder“ Aufkleber auf einem weiteren Schild. Wenn ich vorbeilaufe und solche Dinge entdecke muss ich leise schmunzeln. Es ist ein kleines Gefühl von Revolte, von einer Solidarität unter Menschen, die ähnlich fühlen und denken. Und vor allem eine Bestätigung: Wir sind auf dem richtigen Weg.