Vegan ist bunt. Vegan ist vielfältig. Vegan ist spannend, von A bis Z. Heute geht es weiter mit der Serie „The Vegan ABC“. Ihr werdet auch weiterhin über ein Thema aus der veganen Welt lesen, ob über „B-Vitamine“ bei B, „Genuss“ bei G oder „Zukunft“ bei Z. Viel Spaß!

 

Vegan ABC - YIch glaube ich werde alt. Woran ich das merke? Naja. Es scheint immer mehr Wörter, Abkürzungen und Redewendungen zu geben, die ich noch nie gehört habe. So wie Yolo. „Yolo?“ werdet ihr jetzt sagen, „kennt man doch!“. Wie auch immer. Ich musste mir zumindest erst erklären lassen, dass Yolo ein Akronym für „You only live once“ ist. Dass es Jugendwort des Jahres 2012 war, habe ich später selber nachgelesen.

You only live once

Yolo. You only live once. Man lebt nur einmal. Eigentlich ist der Inhalt dieser Redewendung nicht neu. Sie fordert auf, Chancen und Gelegenheiten zu nutzen. Was zu riskieren. Auch mal in die Vollen zu gehen. Den Tag zu nutzen und zu genießen. Sich das zu nehmen was man braucht. Ab und an über die Stränge zu schlagen. Sich auf das hier und jetzt zu konzentrieren. Nicht immer allzu sehr über die Folgen des eigenen Handelns nachzudenken. Den Augenblick auszukosten. Unvernünftige Dinge zu tun. Man lebt schließlich nur einmal.

Eigentlich ein ziemlich schönes Motto. Sich häufiger bewusst zu machen, dass das Leben endlich ist und dass man es oft viel mehr genießen sollte, stünde sicher jedem gut zu Gesicht. Nur leider wird dieser Leitsatz viel zu häufig dazu verwendet, die eigene Maßlosigkeit zu rechtfertigen.

Rechtfertigung für Maßlosigkeit?

Zum Beispiel beim Thema Gesundheit. Ein Teil meiner Gesprächspartner reagiert offen und interessiert, wenn ich berichte, dass die vegane Ernährung ein großes Plus für die Gesundheit bedeutet. Schließlich ist vielen Menschen daran gelegen, so gesund wie möglich alt zu werden. Dann gibt es aber auch die große Fraktion, die jedes Argument mit einem „Da lebe ich lieber nicht so lange und muss dafür auf nichts verzichten!“ abtut. Und da muss es noch nicht einmal um tierische Produkte gehen. In meiner letzten Zucker-Abstinenz-Phase erntete ich häufig ungläubige Blicke – nur der Gesundheit wegen auf Schokolade, Eis und den Nachtisch verzichten? Man lebt doch nur einmal. Lieber kurz und genussvoll als lang und freudlos!

Nun gut. Bei oben genanntem geht es immerhin nur um das eigene Leben. Was ist, wenn aber andere Lebewesen, ob Mensch oder Tier, von meinem Handeln betroffen sind? Berichte ich vom kurzen, freudlosen Leben der Nutztiere, von den Zuständen im Schlachthof und von den Auswirkungen der Tierproduktindustrie auf Klima, Umwelt und Menschen, spalten sich die Lager meist ebenso. Massentierhaltung ist grausam? Naja, selbst wenn… Kleidung aus dem Fair-Trade-Shop? Naja, das ist immer so teuer – nebenan bekommt man für’s gleiche Geld drei Shirts statt einem! Man kann ja nicht auf alles und jeden Rücksicht nehmen. Man lebt ja schließlich nur einmal!

In diesem Leben den Planeten retten!

Yolo. Man lebt nur einmal. Auch für mich bedeutet das, mal Fünfe gerade sein zu lassen. Auch ich habe Tage, an denen ich genussvoll ungesunde Dinge in mich hineinstopfe. Auch ich kaufe nicht ausschließlich ausgewiesen fair produzierte Kleidung. Und genauso wenig ist mein Handeln immer vernünftig. Aber Yolo hat für mich darüber hinaus noch eine weitere, fast wichtiger Bedeutung:

Man lebt nur einmal. Und wir haben eben nur dieses eine kurze Leben, um uns und dem Planeten etwas nachhaltig Gutes zu tun. Wir können uns nicht in diesem Leben der Völlerei hingeben, die Umwelt zerstören und uns gleich mit dazu, um es im nächsten Leben alles wieder gerade zu biegen. Wir müssen jetzt unseren Hintern hoch kriegen und kapieren, dass es kein anderer für uns tut. Wir leben nur einmal, auf dieser Erde, in diesem Körper, und haben nur diese eine Möglichkeit uns einzusetzen. Wir müssen in diesem Leben unseren Körper wertschätzen lernen und ihn mit der Nahrung versorgen, die ihm langfristig gut tut. Wir müssen in diesem Leben runter von der Couch und uns engagieren, für andere Menschen, die Umwelt, die Welt. Das kann manchmal anstrengend sein, ja, aber ich finde, wir dürfen uns nicht aus dieser Verantwortung stehlen. Wenn ich einen Sinn im Leben sehe, dann diesen.

Fangt heute damit an. In diesem Sinne: Yolo.