Geht es euch auch so, dass ihr immer wieder die AktivistInnen in den Fußgängerzonen bewundert, die an ihren Aktions- und Infoständen über Tierrechte informieren und Passanten vegane Leckereien verkosten lassen? Ich finde dieses Engagement toll. Leider wäre die Betreuung eines solchen Standes mein persönlicher Horror. Mir graust es einfach davor, Passanten ansprechen und mich in Diskussionen verwickeln lassen zu müssen, auch wenn das sicher eine sehr effektive Strategie ist, zumindest ein Problembewusstsein zu schaffen.

Trotzdem möchte ich nicht tatenlos zu Hause sitzen und Däumchen drehen, während andere die Welt verändern – und ich denke, ich bin damit nicht alleine. Daher habe ich hier für euch einige Ideen zusammengetragen, die ohne Infostand in der Fußgängerzone auskommen. Weitere Anregungen gibt es hier.

Sei fröhlich.
Man könnte auch sagen: Geh als gutes Beispiel voran. Aber das klingt so altbacken. Zeig, dass es nicht so schwer ist, vegan zu leben, wie man meinen könnte. Und vor allem längst nicht so trostlos.

Argumentiere überlegt.
Wenn interessierte Nachfragen dazu kommen, warum du vegan bist, und vielleicht auch Gegenargumente gebracht werden, solltest du Antworten parat haben. Was ist dein wichtigster Grund, vegan zu leben? Wenn dieser sehr persönlich ist – warum denkst du, dass andere auch vegan leben sollten? Welche Missstände gibt es in der Tierhaltung? Ist Vegansein ungesund? Eine klare Argumentation überzeugt.

Halte Infomaterial bereit.
Vielleicht gibt es einige, die mehr wissen wollen als das, was du erzählt hast. Super!  Für solche Fälle solltest du ein paar Links parat haben, sei es zu guten Rezeptesammlungen, zu einer hilfreichen Doku, zu einem Glossar oder was auch immer.

Starte einen Blog.
Wenn es dir zu direkt erscheint, deine Freunde und Familienmitglieder darauf hinzuweisen, dass es besser wäre, auf Fleisch und Milch zu verzichten, trag auf einem Blog Fakten zusammen. Sammel Links zu interessanten Webseiten und Dokus, schreib Kommentare und sag deine Meinung. Dass du einen Blog schreibst, kannst du dann nach und nach bekannt machen. Die, die es interessiert, werden freiwillig mitlesen und vielleicht erstaunt sein. Und das ohne das Gefühl, von dir unter Druck gesetzt zu werden.

Sammel einfache Rezepte mit Zutaten aus dem Supermarkt.
Wenn die Zutaten nicht schwer zu bekommen sind, steigt vielleicht die Motivation anderer, es auch mal mit veganen Alternativen zu probieren. Eine mehrstündige Odyssee durch Bioläden und Reformhäuser würde meine Mutter z. B. eher abschrecken. Meine Lieblingsplätzchen backt sie aber gern auch mit gemahlenen Leinsamen.

Werde zum Backtivisten (oder zur Backtivistin)!

Mein persönlicher Favorit. Es gibt so viele Möglichkeiten, anderen zu zeigen, wie lecker veganes Essen sein kann. Muffins und Cookies eignen sich hier besonders gut, schließlich kann man eine Dose Kekse besser mitbringen als ein Hauptgericht. Oder wie wäre es mit einem veganen Kuchen für den Kuchenverkauf beim Sommerfest des örtlichen Sportvereins? Viele Leute werden überrascht sein, dass das tatsächlich veganes Gebäck sein soll. Schmeckt man doch gar nicht!

Schreib Produktanfragen und Kommentare.

Im Idealfall regelt die Nachfrage das Angebot, und wenn die Nachfrage nach veganen Lebensmittel steigt, wird auch die Auswahl größer. Zeig den Firmen, dass hier Bedarf besteht.

Bring Cafés, Mensen und Cafeterien dazu, vegane Speisen anzubieten.
Wenn du noch studierst, könntest du zum Beispiel in der Initiative „Vegane Mensa“ mitarbeiten. Oder du führst Gespräche mit Café-Inhabern. Oder, oder, oder.

Verteil Broschüren.

Du musst den Leuten ja nicht persönlich in die Hand drücken, vielleicht kannst du auch einfach irgendwo welche auslegen. Zum Beispiel die „Selbst wenn“-Broschüre der Albert-Schweitzer-Stiftung.

Engagier dich im Hintergrund.

Auch die Aktivistenstände in der Fußgängerzone erfordern Organisation. Vielleicht kannst du dich dort entfalten.

Biete einen Kochkurs an
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Ok, das erfordert dann doch wieder Menschenkontakt. Allerdings vorwiegend mit solchen, die dem Veganismus sowieso schon aufgeschlossen gegenüberstehen, sonst hätten sie sich schließlich nicht angemeldet. Ein Ansprechpartner kann die örtliche Volkshochschule sein, es gibt aber z. B. auch Weltläden, die eigene Kochkurse veranstalten und daher Interesse haben können. Hier hilft es, ein wenig die Augen offen zu halten, wo Kochkurse mit Spezialthemen angeboten werden. Alternativ ist natürlich auch eine komplette Eigenorganisation denkbar.

 

Über die Autorin

Carola ist 26 und lebt seit zwei Jahren vegan. Nach einem Ökotrophologiestudium hat sie sich nun der Landwirtschaft verschrieben und hilft neben ihrem Studium der Pflanzenproduktion auf dem elterlichen Ackerbaubetrieb aus. Noch mehr Zeit als auf dem Traktor verbringt sie allerdings in der Küche – die Ergebnisse sind dann auf ihrem Blog „twoodledrum“ zu sehen. Einige Posts sind dort auch ihrem 20jährigen Kater Vincent gewidmet, denn ihr Herz schlägt für Katzen. Und auch für das Kreative: In den restlichen freien Minuten spielt Carola Saxophon und Klarinette, bastelt und engagiert sich im Weltladen.