Minimalismus – ein Modewort, das momentan in aller Munde ist. Aber worum geht es da eigentlich?

„Minimalismus bezeichnet einen Lebensstil, der sich als Alternative zur konsumorientierten Überflussgesellschaft sieht. Seine Anhänger versuchen, durch Konsumverzicht Alltagszwängen entgegenzuwirken und dadurch ein selbstbestimmteres, erfüllteres Leben zu führen.“ 1

Es gibt auch noch Minimalismus in der Kunst und der Architektur, doch das wollen wir hier mal außen vor lassen.

Aber was hat Minimalismus mit der veganen Ernährung zu tun? Eine ganze Menge, finde ich. Denn viele Leute, die sich vegan ernähren, tun das auch mit einem Nachhaltigkeitsgedanken im Hinterkopf. Sie wissen, dass eine pflanzliche Ernährung die CO2-Bilanz entscheidend verbessert. Dass ohne Tierhaltung alle Menschen auf der Welt genug zu Essen hätten.
Der Minimalismus beinhaltet ebenfalls nachhaltige Ansätze. Wenn man weniger konsumiert, werden weniger Ressourcen verbraucht. Ein Minimalist muss auch weniger wegwerfen. Minimalisten achten oft auch auf Langlebigkeit bei den wenigen Teilen, die sie besitzen. Und so schließt sich für mich der Kreis. Minimalismus und eine vegane Ernährung haben sehr viel miteinander zu tun.

Ganz oder gar nicht?

Die Hardcore-Minimalisten besitzen nur noch 100 Dinge oder weniger und es kursieren viele Diskussionen im Internet, ob Socken oder Ohrringe dabei nun einzeln gezählt werden oder nicht.

Aber so extrem muss man das gar nicht durchziehen. Ich zum Beispiel besitze definitiv nicht nur 100 Dinge. Weit davon entfernt! Aber ich habe trotzdem richtig viel aussortiert in den letzten Monaten, seit ich von meiner Weltreise zurück kam. Denn weil ich ein Jahr nur mit einem Rucksack unterwegs gewesen war, kam es mir bei meiner Rückkehr total abstrus vor, allein 7 blaue Jeans im Schrank zu haben. Auf meiner Reise war ich ja auch mit 2 langen Hosen ausgekommen. Oder die Menge an Jacken, die ich besaß. Warum muss ich denn für jede Eventualität eine Jacke haben: ein dicker Wintermantel, ein schicker Wintermantel, eine Übergangsjacke, eine dünnere Jacke, eine Fleecejacke, ein Trenchcoat, eine Jacke für Gartenarbeiten (obwohl ich gar keinen Garten habe), eine Jeansjacke. Auf meiner Reise hatte ich eine Fleecejacke und eine Regenjacke, die ich dann je nach Wetter kombinieren konnte. Das hat mir für das ganze Jahr, bei winterlichen und sommerlichen Temperaturen, gut gereicht.
Für mich geht Minimalismus allerdings nicht darum, alles zu reduzieren, nur um des Reduzierens Willen, sondern vielmehr darum, die richtigen Dinge zu besitzen, die ich brauche und liebe. Und das ist individuell sehr unterschiedlich.

Nun waren also die Berge aus Klamotten, die zu Hause von vor meiner Reise übrig waren, einfach nur eine Last. Nachdem ich beim Wiedereinräumen meines Kleiderschranks schon so einiges aussortiert hatte, entschied ich, die restlichen Klamotten erstmal zu reduzieren, indem ich keine mehr nachkaufte. Mit dem Ziel, dass es dann über die Zeit einfach weniger wird. Und das klappt sehr gut, ich habe im letzten halben Jahr so gut wie nichts gekauft. Und habe auch nicht das Gefühl, dass mir etwas fehlt. Ich will mich aber noch weiter reduzieren und habe deshalb vor Kurzem mit einer Freundin ein großes Ausmisten von Kleidern veranstaltet. Ein ganzes Wochenende lang. Einen Tag bei mir, den anderen Tag bei ihr. Dabei kamen bei mir über 150 Teile zusammen, von denen ich mich getrennt habe.

Aber auch generell versuche ich, minimalistischer zu leben. Es gibt da einige Sachen, die ganz leicht umzusetzen sind. Der Vorteil: du sparst sehr viel Geld, aber auch Zeit, denn Sachen, die du nicht besitzt, müssen nicht repariert, gewaschen, zusammengefaltet und irgendwann entsorgt werden. Diese Zeit kannst du dann in wichtigere Dinge stecken, z. B. in Beziehungen zu Menschen, die dir wichtig sind.

Minimalismus

Hier also einige Tipps, wie du ganz leicht minimalistischer leben kannst:

  1. Frag dich, bevor du etwas kaufst, warum du es haben möchtest. Ist es ein Frustkauf, weil es im Job gerade nicht so läuft? Könntest du dir auch auf andere Weise etwas gutes tun, z. B. indem du etwas leckeres kochst? Oder willst du das Teil haben, weil alle es haben? Ist das ein guter Grund?

  2. Oft hilft es, keine Spontankäufe zu tätigen, sondern es aufzuschreiben und erst mal 1 oder 2 Tage abzuwarten. Wenn der Wunsch dann immer noch da ist, ist die Wahrscheinlichkeit geringer, dass das Teil bald in deinem Schrank verstaubt.

  3. Frage dich öfters mal, wie viel du von einem Gegenstand wirklich brauchst. Wenn du alleine lebst, wie oft brauchst du dann die 8 Stühle, die um deinen Tisch herumstehen? Regelmäßig? Super, dann leisten sie dir ja gute Dienste. Einmal im Jahr? Dann könntest du überlegen, ob du sie wirklich brauchst. Du spülst von Hand? Wie viele Teller benutzt du denn dann wirklich? Wenn du gleich abspülst und nicht so oft Besuch hast, reichen eigentlich so viele Teller, wie Personen im Haus leben.

  4. Wenn du etwas kaufst, achte auf Langlebigkeit. Wenn ein T-Shirt hochwertiger verarbeitet ist und dafür auch 4 Mal so lange hält wie ein billiges, dann ist das auch minimalistisch.

  5. Wenn du aussortiert hast, versuch doch mal, ein Fach deiner Wahl komplett leer zu lassen. Nicht, weil du die Sachen jetzt woanders mit rein stopfst, sondern, weil du Sachen aussortiert hast, die dir nicht mehr dienen. Du wirst dich wundern, wie viel Energie dir das gibt, wenn du bewusst nicht allen Platz ausnutzt, den du zur Verfügung hast. Freier Raum schafft Energie.

  6. Auch die Überlegung, wie viele Dinge du auf einmal tun kannst, kann helfen, weniger überflüssige Dinge zu kaufen. Wie viele Screens gibt es bei dir in der Wohnung? Fernseher? Laptop? Tablet? Smartphone? eBook-Reader? Wie viele dieser Screens kannst du gleichzeitig nutzen? Und kann vielleicht ein Screen die Funktion eines anderen miterfüllen? Du könntest z. B. Filme auf dem Laptop schauen, in den Mediatheken der verschiedenen Sender hat man eine große Auswahl, sodass der Fernseher überflüssig werden könnte. Oder was kann das Tablet, das das Smartphone oder der Laptop nicht können? Brauchst du dann das Tablet noch zusätzlich?

Minimalismus bedeutet nicht, dass man nichts mehr besitzen darf. Jeder legt selbst fest, wie weit er dabei gehen möchte. Und auch die individuelle Lebensweise bestimmt, welche Dinge du brauchst und welche überflüssig sind. Aber es ist sinnvoll und kann Spaß machen, sich darüber Gedanken zu machen. Und es ist auch gar nicht so schwierig, wie es vielleicht aussieht.

Quelle 1: http://wikipedia.de