Ich wünsche mir…

 … dass Tofu endlich eine Geschichte bekommt.

Man kennt es vielleicht von früher, vom „Alpenkäse“ mit der schönen Verpackung: Der Senn, der das Zeug noch von Hand rührt, den Kühen Gute Nacht sagt und dann noch eine Runde jodeln geht. Es erinnert an den Urlaub in den Alpen und den würzigen Duft von Bergwiesen.

Allein: Alpenkäse ist nicht vegan.

Leider heißt Tofu bloß „Tofu mit Kräutern“, hat vielleicht ein paar Blümchen auf der Packung, sonst nichts. Es ist ein Produkt mit Charakter – doch man sieht’s ihm nicht an.

Bei den Tofuherstellern mangelt es nicht an Kreativität – zumindest, was die Vielzahl der Produkte angeht. Allein: die Packung ist totlangweilig. Dabei wäre es doch so einfach, ein Produkt lebendig zu machen, authentisch zu vermitteln, was gemeint ist.

Der kleine Hersteller „Lord of Tofu“ geht schon in eine gute Richtung. Dort heißt der Tofu zum Beispiel „Schwarzwaldtofu“ statt „frittierter Tofu mit Zeug drauf“. Man denkt an dunkle Nadelwälder, an von der Sonne beschienene Hänge – es ist wie Urlaub, ein Produkt zu essen, das Emotionen weckt. Und ein solches Produkt erregt viel mehr Sympathie, als ein Tofu, der – trotz seiner im Vergleich sicherlich handwerklicheren Herstellung als Chemiekäse – wie charakterloses Industriefood daherkommt.

Mit schöneren Namen, netten Geschichten und athmosphärisch-rustikalen Produktabbildungen (Tofu im alten Holzhaus statt auf Edelstahlplatte), ließe sich ungeahnter, zusätzlicher Genuss vermitteln – mit geringem Budget. Ein „Seefahrertofu“ ist eben doch etwas anderes als ein „Tofu mit Algen“. Ein Räuchertofu mit Kräutern ließe sich auch als Bauerntofu vermarkten.

Es wird Zeit, Tofu Leben einzuhauchen!

 

Wer schreibt denn hier?

Kilian Dreißig ist freier Jounalist und Video-Autor. Der 27-jährige Wahlberliner lebt seit 10 Jahren vegan.  Er betreibt das Portal Vegpool.de und erstellt lebendige Videos für Betriebe und Organisationen.