Der Postbahnhof war am Wochenende voller Superhelden, die unsere Welt alle ein wenig besser machen wollten. Einige dieser Helden hatten die volle Superpower, andere waren eher Robin als Batman. 

Mit der Nachhaltigkeit ist das ja so eine Sache: Man muss gut wirtschaften und mit „gut“ meine ich nicht nur freundlich und fair, sondern auch so, dass am Ende alle Beteiligten bezahlt werden können. Wer sich heute mit nachhaltigen Ideen auf den Markt wagt, stolpert nicht selten auf dem schmalen Grat zwischen „Ideale hüten um jeden Preis“ auf der einen und Monetarisierung einer Idee auf der anderen Seite. Dass dennoch beides möglich ist, zeigten am vergangenen Wochenende viele der Vertreter auf dem Heldenmarkt im Berliner Postbahnhof.

Recycelte Zeitschriften im Weltladen

Da gab es zum Beispiel den Stand des Weltladens. Wer schon einmal in einer Filiale in Berlin war, kennt die aus Altpapier hergestellten Schalen und Untersetzer. Jetzt, kurz vor Weihnachten, gibt es Weihnachtsschmuck und weil ich ein Weihnachtsfest-Fan bin, müssen die hier einfach Erwähnung finden. Hersteller der Waren ist „mai Vietnamese HANDICRAFTS„. Das Projekt fördert ganze Familien in Vietnam und tut gleichzeitig nachhaltig etwas gegen das dortige Müllproblem. Hier spielt nicht nur das Recyceln eine Rolle, auch der sensible Umgang mit Müll in der Bevölkerung wird gefördert. Wofür sich das Projekts darüber hinaus einsetzt, könnt ihr hier nachlesen.

Bürgerinitiative „Sauberer Himmel“

Stutzig gemacht hat mich ein Flyer dieser Bürgerinitiative. Laut der Broschüre und der zugehörigen Wepräsenz sind die Kondensstreifen am Himmel keine Hinterlassenschaft von Flugzeugen oder besonders skurile Wolkenphänomene, sondern das Ergebnis von so genannten „Chemtrails„, einer chemischen Wetterbeeinflussung. Diese Manipulation wird jedoch laut der Initiative vonseiten der Bundesregierung geleugnet. Macht euch einfach mal selbst ein Bild davon und schaut auf die Webseite. Das Thema ist interessant und sollte da etwas dran sein, ist das schockierend, für meinen Geschmack spielt das Bürgerbündnis jedoch etwas zu sehr mit Verschwörungstheorien. Weniger ist da manchmal mehr.

Fair Trade Brillanten und Metalle

Dass Fair Trade auch bei Schmuck wichtig ist, zeigt die Münchner Künstlerin Sarah Lierl. In ihrer Werkstatt produziert die gelernte Silberschmiedin Ringe, Armreife, Ketten und mehr unter Verwendung von Rohstoffen, die von der Komission „Fair trade in gems and jewelry“ zertifiziert sind.

Jutebeutel-Recycling: Mehr Wege als Einweg!

Die Hipster wird’s freuen: Ihr geliebter Jutebeutel muss nach seiner Abnutzung kein Dasein in der hintersten Ecke des Kleiderschranks fristen und schon gar nicht weggeworfen werden. Der neue Trend ist auch hier „Upcycling“. Dass man damit nicht nur neue, modische Taschen erschaffen, sondern auch durchaus sozial aktiv sein kann, zeigt die gemeinnützige Organisation LIFE e.V. Das Konzept des Projektes „Mehr Wege als Einweg!“ funktioniert so: Ihr könnt noch bis zum 15.03.2012 an insgesamt 20 Orten in Berlin alte, nicht mehr gebrauchte Stoffbeutel abgeben. Sobald daraus neue Taschen entstanden sind, bekommt man in ausgewiesenen Geschäften einen Bonus für das Mitführen der Tasche, der am Ende bares Geld wert sein soll. Die Organisation verbindet mit dem Projekt die Themen Recycling und Migration (durch Kooperationen und Schulungen für Migrantinnen) und macht letzlich auch auf Möglichkeiten der Müllvermeidung aufmerksam. Wo ihr eure alten Stoffbeutel abgeben könnt, erfahrt ihr hier.

Suppen von Wünsch dir Mahl!

Im Erdgeschoss meines Büro gibt es eine Bio Company, in der ich schon des Öfteren über die Suppen von Wünsch dir Mahl gestolpert bin. Einige von denen sind vegan. Auf dem Heldenmarkt konnte ich erfahren, was noch hinter den großen Gläsern mit dem nostalgischen Etikett steht. Schaut euch unbedingt einmal die Webseite an und erfahrt dort, unter welchen selbstauferlegten Bedingungen die Firmeninhaber André Riediger & Moritz Timm ihre Suppen produzieren.

Es gab natürlich noch viele andere, bemerkenswerte Projekte und leider auch einige, die einen guten, nachhaltigen Ansatz haben, jedoch teilweise noch an der Umsetzung scheitern. So vertreibt die Firma Vireo in Ihrem Onlineshop recycelte und nachhaltige Produkte, darunter eine Tastatur komplett aus Bambus. Am Stand konnte man erfahren, dass es sich um Handarbeit handelt. Der Preis von 64,90 € ist jedoch verdächtig niedrig. Was mich jedoch viel mehr gestört hat: Es gibt Sets, in denen die Tasten der Tastatur dann doch wieder aus Plastik sind.

Andere erwähnenswerte Produkte und Konzepte der Einfachheit halber in einer kommentierten Liste:

  • Der Wattcher zeigt, wie viel Energie einzelne Geräte verbrauchen und sieht dabei so gut aus, dass er gern in der Steckdose stecken darf.
  • Auf Bio123 können sich Konsumenten über Anbieter in ihrer Nähe informieren. Darunter nicht nur Bioläden, sondern auch Restaurants. Besonderer Service für Allergiker: Man kann Restaurants passend zu seinen Unverträglichkeiten heraussuchen.
  • Endorphina hält das Bäckerhandwerk hoch. Da ich immer wieder von den ganzen Ketten und Backshops genervt bin, finde ich derartige Unternehmen absolut unterstützenswert!
  • Auf Korrekte-Klamotten.de bloggen unterschiedliche Labels und Vertriebe zum Thema Nachhaltigkeit in der Mode.
  • Coffee Circle  sorgt dafür, dass ihr neben einer guten Portion „Wach“ auch noch ein gutes Gewissen bekommt.
  • Dawanda muss man ja eigentlich nicht mehr vorstellen. Aber weil ich die Idee so liebe und dort oft und gern shoppe, muss das Unternehmen in diese Liste. Kennt ihr schon den Dawanda Blog?
  • Dopper: eine Plastikflasche für Wasser, die keine giftigen Stoffe an ihren Inhalt abgibt und sich gut reinigen lässt. Liebe Dopper-Entwickler: Wenn ihr jetzt noch einen Mini-Wasserfilter in das Ding baut, kaufe auch ich die Flasche. Das Berliner Leitungswasser trinke ich sonst weiterhin lieber aus meiner Brita.