Round and round and round it goes… wir sind wieder am Anfang des Alphabets angelangt! Und welches Wort würde sich da besser eignen als A wie… Anfang? Es geht also weiter mit dem Veganen ABC, in loser Folge in etwa alle zwei Wochen. Von A wie Anfang über K wie Krise bis Z wie Ziel. Habt ihr Themenvorschläge? Her damit!

 

Veganes ABC: AIch schultere den schweren Rucksack. Endlich kann ich loslaufen! Meine Schuhe sind fest geschnürt, genug Proviant habe ich auf dem Rücken, und, was fast das Schönste ist: Ich habe Zeit. Zeit für 1.400 Höhenmeter Aufstieg. Los geht’s. Motiviert schlage ich einen flotten Trab an. Vorbei an munteren Bachläufen, unter grünen Laubdächern hindurch, Richtung vor und über mir liegender Felslandschaft. Fast könne ich Luftsprünge machen. Diese Lust vergeht mir dann langsam nach einer Viertelstunde. Der Rucksack fängt an schwer zu werden, meine Schritte werden kleiner und mein Vorwärtskommen wird zäher. Ich merke wie mir die Röte ins Gesicht schießt, meine Wangen glühen. Meine Lungen dagegen fühlen sich an, als würde ein eisiger Nordwind hindurch pfeifen.

So ein Mist! Ich bleibe stehen und verschnaufe kurz. So fit scheine ich dann doch nicht mehr zu sein. Oder? Was stand auf dem Wegweiser? Vier Stunden bis zur Hütte? Na, so sicher bin ich mir nicht mehr, ob ich das schaffe… Ich atme tief durch. Denke an frühere Wanderungen. Und plötzlich schießt mir mein altes Mantra durch den Kopf: „Starte nicht zu schnell! Und finde dein eigenes Tempo!“ Ok. Neuer Versuch. Ich laufe wieder los, diesmal langsamer und bedächtiger. Und siehe da: Ich komme wieder flüssiger voran. Mein Gesicht kehrt zur normalen Farbe und Temperatur zurück, mein Blick wird frei und ich kann endlich die überwältigend schöne Landschaft genießen.

Als ich die Hütte erreiche schaue ich auf die Uhr. Wie lange habe ich gebraucht? Unter vier Stunden! In der anfänglichen Geschwindigkeit hätte ich sicher auf halber Strecke aufgeben. Ich werfe den Rucksack ins Gras, mich daneben und schmiede Pläne für den morgigen Wandertag.

Ich kann euch beruhigen: Ihr seid nicht versehentlich auf einem Bergsteiger-Blog gelandet. Warum ich euch das dann erzähle? Na, weil ich so auf Metaphern stehe. Denn der Anfang meiner Wanderung lässt sich fantastisch mit den eigenen Anfängen in veganer Ernährung vergleichen.

Aller Anfang ist schwer?

Ja und nein. Was habe ich bei meiner Wanderung am Anfang falsch gemacht? Ich war voller Vorfreude, fast übermütig. Und bin viel zu schnell losgegangen. Ich dachte meine Euphorie könne mich bis nach oben tragen. Das war aber leider nur etwa 15 Minuten der Fall. Übertragen auf die vegane Ernährung: Wenn ihr damit anfangt, tut es mit Bedacht. Versteht mich nicht falsch, es ist toll, wenn ihr begeistert seid von der veganen Idee, wenn ihr riesige Lust habt, euch ins Abenteuer pflanzliche Ernährung zu stürzen, eure Mitmenschen zu überzeugen. Aber verlangt am Anfang nicht zu viel auf einmal von euch.

Aber was ist zu viel? Hier kommt ein weiterer Hinweis aus meiner Geschichte ins Spiel: Findet euer eigenes Tempo. Das ist das Wichtigste überhaupt. Lasst euch dabei nicht beirren. Und vergleicht euch vor allem nicht mit anderen. Ihr schafft es am Anfang nur zuhause vegan zu essen, weil ihr euch keiner Diskussion aussetzen möchtet? Dann macht das so! Und schaut später noch einmal, wie ihr weitermachen wollt. Ihr seid noch nicht so fit im selbst kochen? Probiert erst mal die leichten Rezepte aus, kauft auch ruhig vegane Fertigprodukte und tastet euch langsam an die komplizierteren Rezepte ran. Quinoa, Seitan, rohe Zucchini oder Räuchertofu ist euch noch zu unbekannt und exotisch? Kein Problem, fangt doch mit euch vertrauten Zutaten an, und fügt nach und nach neue hinzu.

Wenn ihr am Anfang das für euch passende Tempo findet, lauft ihr nicht Gefahr, euch zu Beginn zu überfordern, so wie ich eben am Start meiner Wanderung. Schlagt die Geschwindigkeit an, die für euch passt, egal wie schnell andere vorwärts gehen. Und ihr werdet überrascht sein, wie schnell und erholt ihr dann doch an eurem selbst gewählten Ziel ankommt. Und ihr werdet feststellen: Aller Anfang ist gar nicht so schwer.