Braucht man sie oder nicht?

Eine der häufigsten Fragen mit denen ein vegan lebender Mensch konfrontiert wird, ist die Frage, wie er denn so ganz ohne Fleisch und tierische Produkte seinen täglichen Proteinbedarf überhaupt decken könne. Diese Frage ist durchaus berechtigt, da Proteine nicht nur zum Aufbau von Muskelmasse benötigt werden, sondern als Bausubstanz vielfältiger Strukturen im Körper  (wie zum Beispiel Nägel und Haare) dienen, essenziell für ein funktionsfähiges Immunsystem sind und darüber hinaus – wie im Fall des Hämoglobins – als Transporter einzelner Stoffe (hier: Sauerstoff) innerhalb unseres Körpers fungieren.

Dass vegane Ernährung und hohe Leistungsfähigkeit und nicht nur keinen Widerspruch darstellen, sondern einander dienlich sind, zeigen Ausdauerathleten wie Ben Urbanke („Be faster go vegan“) und Brendan Brazier („Vegan in Topform“)  sowohl am Rennrad als auch in ihren Büchern. Auch Kraftsprotler wie Patrik Baboumian und Karl Ess zeigen außergewöhnliche Leistungen mit veganer Ernährung und betonen, dass der Veganismus ihnen sogar eine Leistungssteigerung und einen besseren körperlichen Allgemeinzustand beschert hat. Dass Proteinpulver dabei kein unverzichtbarer Bestandteil einer bedarfsgerechten veganen Ernährung sein muss, soll hier gleich zu Beginn festgestellt werden. Allerdings erleichtert es gerade auf Reisen oder in sonstigen Situationen ohne Zugang zur vollen Auswahl proteinreicher pflanzlicher Lebensmittel die Zufuhr der benötigten täglichen Menge an Eiweiß und sorgt bei kluger Auswahl für eine Erhöhung der biologischen Wertigkeit aller im Essen enthaltener Proteine.

Pflanzliches Protein – Eine Frage der Wertigkeit

Neben dem allgemeinen Zweifel der Bevölkerung im Bezug auf die ausreichende Proteinversorgung von uns Veganern, hält sich ein zweites hartnäckiges Gerücht – pflanzliches Protein sei minderwertiger als tierisches. Zwar ist es korrekt, dass die sogenannte „biologische Wertigkeit“ bei pflanzlichem Eiweiß geringer als bei tierischem ist. Diese augenscheinliche Schwäche lässt sich durch die Kombination verschiedener Proteinquellen jedoch sehr gut beheben: Wenn einem veganen Lebensmittel ein paar Aminosäuren fehlen um als „komplett“ zu gelten, findet man diese in einem anderen pflanzlichen Lebensmittel wieder und umgekehrt.

So kommt es also weniger auf eine spezielle hochwertige Proteinquelle an, als vielmehr auf eine kluge Kombination innerhalb einer Mahlzeit. Seit jeher bekannte Kombinationen in Gerichten wie „Risibisi“ (Reis mit Erbsen), „Chili“ (Bohnen mit Mais) oder „Kitchari“ (Mungbohnen mit Basmatireis) nutzen genau diesen Effekt der sich ergänzenden Aminosäuren innerhalb eines Essens. So kann aber genauso auch ein pflanzlicher Proteinshake aus beispielsweise Reisprotein die fehlenden Aminosäuren in einem Erbsen enthaltenden Gericht ohne Reisbeilage komplettieren. 

Hier teste ich mit Patrick und Sonja meine Lieblingsprodukte, schau mal rein. Alle drei sind biologisch und roh.

Eine Frage der Menge

Wie bei den meisten Nähr- und Vitalstoffen stellt sich auch beim Protein die Frage nach der überhaupt benötigten Menge. Wenn man nicht weiß, wie viel man überhaupt benötigt, kann man nur schwer ein Urteil darüber treffen, ob man nun genug davon bekommt oder nicht. Die offizielle Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) lautet 0,8 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht. Das bedeutet, dass eine 75 Kilo schwere Person einen täglichen Eiweißbedarf von 60 Gramm hätte. Empfehlungen anderer Stellen reichen dabei abhängig von Lebensstil, Alter und körperlicher Aktivität von 1,2  Gramm bis 2,0 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht.

Anhand dieser sehr starken Schwankungen innerhalb einzelner Empfehlungen erkennt man bereits die Uneinigkeit in dieser Thematik – selbst unter Experten. Genauso wichtig wie die Frage nach der absoluten Menge an Eiweiß ist aber gleichzeitig die Qualität und damit die biologische Wertigkeit der zugeführten Proteine. Ein hochwertiger Proteinshake zu einer Mahlzeit genossen kann dabei also neben der biologischen Wertigkeit auch die Gesamtzufuhr des Tages auf einfache Weise erhöhen.

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Qualitätskriterien hochwertiger Proteinpulver

Es gibt mehrere Anforderungen, die man an ein hochwertiges Proteinpulver stellen kann. Neben den für alle anderen Lebensmittel geltenden Anforderungen wie zum Beispiel dem biologischen Anbau, der Reinheit etc. spielen beim Proteinpulver vor allem der absolute Eiweißgehalt sowie das Verhältnis der einzelnen Aminosäuren eine wichtige Rolle. Hochkonzentrierte pflanzliche Proteinpulver haben mindestens einen Proteingehalt von 70–80%. Ausnahmen bilden Proteinpulver wie das im Video vorgestellte Protein von Life Food, das bewusst einen hohen Ballaststoffanteil sowie andere Zutaten enthält, die den absoluten Proteingehalt senken. Das ist allerdings wichtig zu wissen, denn wer auf der Suche nach einem hochkonzentrierten Proteinpulver ist, wird hier mit einem Proteingehalt von nur 33% enttäuscht sein. Wer allerdings einen gesunden und ballaststoffreichen Mahlzeitenersatz (z.B. gemischt mit Nussmilch und Banane) oder einen Smoothiezusatz sucht, der trotzdem Proteinreich ist, der wird im Life Food Protein das Richtige finden.

Ein Blick auf die enthaltene Menge an essenziellen (daher lebensnotwendigen Aminosäuren) verrät, wie „komplett“ ein Protein ist. Während manche Proteine aus Soja und Hanf alle essenziellen Aminosäuren enthalten, haben andere Isolate aus Reis, Erbse oder Sonnenblume kein komplettes Aminosäurenprofil und sollten daher optimalerweise als Gemisch im fertigen Produkt vorliegen.

Zu guter Letzt ist der Geschmack natürlich ein sehr wichtiges Qualitätskriterium. Wenn ein Proteinshake nicht schmeckt, sinkt auch die Chance der täglichen Anwendung. Abhängig davon, ob man es süßer mag, würde man innerhalb der Auswahl eher zu Sunwarrior tendieren (mit Stevioglycosiden gesüßt) oder zu PUR YA!, wenn man es etwas herber mag (mit Kokosblütenzucker gesüßt). Allen gemeinsam ist die etwas körnige Konsistenz, die vor allem im vergleich zu Proteinisolaten aus Milch und Molke gewöhnungsbedürftig ist. Eine kurze Vorstellung der Proteine samt Verkostung innerhalb des Deutschlandistvegan-Teams gibt es in nachfolgendem Video:

Roh oder erhitzt…

…ist wohl eine der größten und gleichzeitig komplexesten Fragen, mit denen man sich im Gebiet der gesunden Ernährung auseinandersetzen kann. Für beide Seiten gibt es valide Argumente und im Fall der Proteine ist diese Frage besonders komplex, weil unterschiedliche Proteine zu unterschiedlichen Zeitpunkten denaturieren, also ihre Struktur, etwa durch Hitze, verändern.

Generell gibt es zwei Lager, die sich in der Frage nach der besseren Verdaubarkeit widersprechen. Ob nun also denaturierte oder rohe Proteine besser verstoffwechselbar sind, ist eine Frage, der ich in zukünftigen Artikeln noch ausführlich nachgehen möchte. Wichtig ist hierbei natürlich auch die Frage, wie es beim Erhitzen und bei der Verarbeitung der Nahrung – in diesem Fall der Proteinpulver – um enthaltene Enzyme, Vitamine etc. bestellt ist. Für den Moment greife ich mit gutem Gewissen zu den drei zuvor im Video vorgestellten rohen Proteinpulvern.