Was hat Kunst mit Veganismus zu tun? Oder präziser: Mit Tierrecht und Tierbefreiung, dem Verhältnis zwischen Mensch und Tier? Schaut man sich die Arbeiten der Berliner Künstlerin Lin May Saeed an, so wird man feststellen: Eine ganze Menge. Die in Würzburg geborene und in Wiesbaden aufgewachsene deutsch-irakische Bildhauerin beschäftigt sich in ihren Werken – Skulpturen, Bilder, Bricolagen aber auch Texten – mit dem historischen Wandel des Mensch-Tier-Verhältnisses. Dieses Thema bestimmt seit einigen Jahren ihre Kunst, und diese zeigt sie inzwischen nicht nur in Deutschland, sondern auch in London, Chicago oder New York.

Von 1995 bis 2001 studierte Lin May Saeed bei Tony Cragg an der Kunstakademie Düsseldorf. Heutiger Ort ihres Schaffens ist ihr großzügiges Atelier in Berlin-Tiergarten, hier in Berlin gründete sie auch den Ausstellungsraum „Center“. Berlin ist übrigens die Hauptstadt der Tierversuche, nirgendwo finden mehr Tierversuche statt als in Berlin-Mitte – natürlich hinter verschlossenen Türen.

Begegnung mit der Tierrechtsbewegung

Sie selbst lebt seit vielen Jahren vegan, Auslöser war das Thema Tierbefreiung, das ihr während ihres Kunststudiums in Düsseldorf erstmals begegnete. Über einen Kommilitonen kam sie in Berührung mit der Tierrechtsbewegung, wurde in der Szene aktiv, verteilte Flyer und organisierte selber Anti-Pelz-Demos. Sie beschäftigte sich fortan eingehend mit dem Verhältnis zwischen Menschen und Tieren: Haben Tiere nicht genauso ein Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit wie Menschen? Mit welchem Recht halten wir Menschen Tiere in Gefangenschaft, nutzen sie zur Nahrungsgewinnung, testen an ihnen Medikamente usw.?

Nicht nur Lin May Saeed beschäftigte und beschäftigt sich mit den Antworten auf diese und ähnliche Fragen, doch sie verarbeitet das Thema in ihrer Kunst weiter, will andere Menschen auffordern, provozieren und interessieren. Sie widmet ihre Arbeit der Tierbefreiung, und das ist in Künstlerkreisen bislang äußerst außergewöhnlich. Lin May Saeed geht es um politische Aussagen, um ganz konkrete Handlungsanweisungen – und damit macht sie es sich im Kunstbetrieb nicht unbedingt leichter, doch das nimmt sie gerne in Kauf.

Hallo zusammen, wie lebt Ihr?

Kaninchen:
Wir leben in kleinen Gruppen, keine festen Partnerschaften. Bauen weit verzweigte Gangsysteme, in denen unsere Jungen nackt und blind zur Welt kommen. Wir vermehren uns auch in Gefangenschaft.

Hase:
Ich lebe solitär. Schlafe in einer flachen Erdmulde. Mein Nachwuchs kommt darin mit Fell und geöffneten Augen zur Welt. Ich bin niemals domestiziert worden.

Menschen:
Wissen wir noch nicht so genau. Bis wir es herausgefunden haben führen wir Krieg.

(ein Text von Lin May)

Hier einige Beispiele für die Werke von Lin May:

Lin May Saeed at Julius Ceasar

Lin May Saeed at Thomas Flor 2014

Lin May at Jacky Strenz 2013/14

Lin May at Jacky Strenz 2013

Lin May at Bonner Kunstverein 2012

Lin May at Thomas Flor 2010

Lin May at Jacky Strenz 2009

Veganes Kochbuch

Weitere Informationen zur unglaublich sympathischen Künstlerin Lin May Saeed und ihren Werken findest du auf ihrer Homepage. Direkt zu den Fotos ihrer Werke geht es hier. Ein schönes Interview mit dem WDR kannst du dir hier anhören. Lin kocht im übrigen auch sehr gerne, und hat sogar ein Kochbuch mit irakischen Rezepten herausgegeben, allesamt vegan, mit dem Titel  „Recipes from Iraq“.  Im Januar 2016 zeigt Lin ihre Arbeiten bei Galerie Jacky Strenz in Frankfurt /Main, sowie im Mai in der Tomorrow Gallery , New York.

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Lin May Saeed