Kennst du das Gefühl, dass einen Menschen oft auf die Tatsache reduzieren, dass man Veganerin oder Veganer ist? Ich habe das schon häufiger erlebt, z.B. im Büro: “Ach, meinst du den Kollegen, der Veganer ist?” Oder wenn ich auf einer Party direkt darauf angesprochen werde, dass ich vegan esse, und ich den Rest des Abends in Gespräche zum Thema Veganismus verwickelt werde – was ja per se erst mal nicht schlimm ist. Tatsächlich macht aber doch jeder, der vegan lebt, viel mehr als “nur” vegan zu sein. Veganz zu leben ist eine – wenn auch wichtiges – Facette im Leben von vielen Menschen, aber es macht einen ja noch viel mehr aus als nur das.

In dieser neuen Serie sollen immer wieder Menschen vorgestellt werden, die vegan leben, die aber vor allem total interessante und spannende – und gleichzeitig ganz und gar unterschiedliche – Hobbys, Berufe oder Interessen haben. Und diese haben oft auch überhaupt nichts mit dem Thema “Vegan” zu tun. Nichtsdestotrotz war oder ist für viele der Veganismus eine wichtige Inspiration oder sogar die Ausgangslage gewesen, sich beruflich neu zu orientieren.

Heute erzählt Schriftstellerin Eva Siegmund warum sie ihr Beruf zur Veganerin gemacht hat.

Stell dich doch bitte mal kurz vor!

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(c) Random House

Ich heiße Eva Siegmund, bin mittlerweile 31 Jahre alt und darf mich seit ein paar Monaten »Schriftstellerin« nennen, weil am 29. September mein Debütroman »Lúm – Zwei wie Licht und Dunkel« erschienen ist. Ich bin ein klassischer Tagträumer, habe mich schon immer viel weggeträumt, gelesen und geschrieben. Und bin sehr glücklich, dass ich die Tagträumerei nun zum Beruf machen darf – von wegen: »Träum nicht in der Gegend herum, Eva, sonst wird nichts aus Dir!« J

Ich lebe in der großartigen Stadt Berlin, habe einen ausgeprägten Hundetick, koche sehr gerne und sehr viel (am liebsten für Gäste) und hasse alles, was mit Fäden oder Stoffen zu tun hat. Am meisten das Bügeln.

Seit wann und warum lebst du vegan?

Ich lebe seit dem 01.08.2013 vegan. Bereits seit meinem 12. Lebensjahr lebe ich vegetarisch, und das ist auch der Grund, warum ich im Rahmen meines damaligen Jobs als Lektorin in einem Hörbuchverlag mit dem Projekt betraut wurde, ein veganes Hörbuch auf die Beine zu stellen. Ich machte mich also an die Recherche, saß kurz danach im Büro am Schreibtisch und wusste: »So geht das nicht mehr!« Seitdem bin ich Veganer.

Wie wichtig ist dir das Thema Veganismus – welche Rolle spielt es in deinem Leben?

Da mein Freund Patrick nicht nur ebenfalls vegan lebt, sondern hierzu auch noch Bücher und Artikel veröffentlicht, ist der Veganismus ein großer und selbstverständlicher Teil meines Lebens. Es ist zwar nicht so, dass wir im Alltag permanent darüber sprechen, aber kochen und essen hat einen sehr hohen Stellenwert für uns und das bedeutet natürlich immer: vegan kochen und essen.

Stört dich etwas am veganen Leben oder der veganen „Bewegung“?

An meinem veganen Leben stört mich eigentlich nichts. Ich habe eine Entscheidung getroffen, hinter der ich stehe und seit dem Zeitpunkt der Entscheidung denke ich nicht mehr viel darüber nach. So ist das immer bei mir – ich bin kein Mensch, der hadert. Allerdings muss ich eines zugeben: Ich vermisse Käse! Und nein, noch gibt es nichts, was einen guten Ziegenkäse, einen schönen Gorgonzola oder einen Büffelmozzarella ersetzen kann. Absolut nichts. Aber da es in meinen Augen ebenfalls keinen Weg gibt, diese Lebensmittel bzw. deren Erzeugung zu rechtfertigen, bin ich gerne bereit, auf sie zu verzichten.

Da ich selbst kein Teil der veganen Bewegung bin, sondern »nur« vegan lebe, kann ich nicht sagen, dass mich persönlich etwas stört. Allerdings bekomme ich natürlich unweigerlich das eine oder andere mit und beobachte in der Bewegung das, was ich auch in anderen Zusammenhängen feststellen muss: Manche Menschen werden unsympathisch oder gar unfair, wenn sie sich im Verteilungskampf um Geld, Ansehen oder einen Platz im Rampenlicht wähnen. Das ist jammerschade.

Was ist dir sonst so im Leben wichtig, was liebst du, was inspiriert dich?

Auch wenn das jetzt fürchterlich platt klingt: Ich versuche, ein guter Mensch zu sein und das Leben zu genießen. Beide Punkte sind mir unheimlich wichtig und ich versuche, mich jeden Tag daran zu erinnern, damit ich es bloß nicht vergesse. Ich liebe ich meinen Freund, meine Familie und Freunde, gutes Essen, Reisen und das verwirrend schreckliche, unendlich bezaubernde Chaos dieser Welt. All das zusammen dient mir auch als Inspiration.

Was machst du beruflich?

Wie ich oben schon erwähnt habe, bin ich mittlerweile sehr glückliche Schriftstellerin. Nebenbei biete ich freiberuflich meine Dienste als Lektorin an und helfe Freunden hier und da bei ihren (freiberuflichen) Projekten – das klappt überraschend gut!

Wie kam es dazu?

Mein Lebensweg verlief ungefähr so gerade wie eine Hochgebirgsstraße in Italien. Ich habe nach dem Abi erst eine Ausbildung zur Kirchenmalerin gemacht, danach habe ich Jura studiert. Weil ich während des Studiums immer mehr geschrieben habe und feststellen durfte, dass viele Menschen gerne lesen, was ich so schreibe, reifte in mir der Wunsch, von Literatur leben zu können. Und so machte ich nach dem Examen nicht, wie üblich, mit einem Referendariat und anschließender Anwaltsprüfung weiter, sondern heuerte beim DAV (Der Audio Verlag) in Berlin als Praktikantin an. Dort blieb ich letztendlich drei sehr schöne Jahre lang. Seit dem 01.06. bin ich freiberuflich tätig, da sich die Schriftstellerei und mein Lektorenjob zeitlich nicht mehr unter einen Hut bringen ließen. Das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens, da ich nun richtig viel Zeit habe, an meinem nächsten Roman zu arbeiten.

Hat der Veganismus irgendeine Auswirkung auf das gehabt, was du beruflich tust?

Eigentlich war es ja eher umgekehrt: Mein Beruf hat mich zum Veganismus gebracht! Auf mein Schreiben hat die Lebensweise keinen Einfluss, außer natürlich, wenn ich überlege, was die Protagonisten wohl gerade essen und trinken.

Hast Du ein Lieblingsrezept und wenn ja: Verrat es uns doch bitte!

Verdammt schwere Frage! Ich habe so viele Lieblingsrezepte. Sommerrezepte, Winterrezepte, Herbstrezepte, Low-Fat-Rezepte, Dessertrezepte … Aber was immer geht, ist eine asiatische Suppe. Hierzu schneide ich Tofu und 1-2 weiße Zwiebeln, Karotten und Champignons in grobe Stücke und brate sie in Sesamöl an. Das Ganze wird mit Brühe und Kokosmilch abgelöscht und um weiteres Gemüse wie z.B. Zucchini und Sojasprossen ergänzt. Dann würze ich die Suppe mit Currypaste (am liebsten Massaman-Curry, das ist meist vegan) und Soja-Sauce, lasse zum Schluss ein paar Reisnudeln darin ziehen und serviere sie mit frischem Koriander und gehackten Erdnüssen.

Und jetzt mach doch gerne noch ein wenig Werbung für dich!

420_16307_147987_xxlMein Buch »Lúm – Zwei wie Licht und Dunkel« ist überall im Buchhandel erhältlich. Auf Wunsch lasse ich auch jedem, der mich darum bittet, ein signiertes Exemplar zukommen. Hierzu schreibt man mich am besten über meine Facebook-Seite an.

Auch sonst freue ich mich über jeden, der mich bei Facebook oder auf meiner Webseite besucht. Darüber hinaus bin ich für Auftritte und Lesungen aller Art gerne zu haben!