Heute mal ein Tipp für alle, die irgendwann mal die schöne Insel Mallorca besuchen wollen, und sich dann an der Ostküste aufhalten (was sich absolut lohnt). Ich war ein paar Tage in dem Ferienort Cala d’Or, und hatte keinerlei Erwartungen, irgendein Restaurant zu finden, dass sich auf vegetarische oder gar vegane Gerichte spezialisiert hat. Um so erfreuter war ich, in einem Mallorca vegan Guide auch eine Adresse in Cala d’Or zu finden, das Treff Vegetariano.

Ich habe auch noch andere vegane Locations auf der Insel entdeckt, aber keine hat mich so beeindruckt wie das Treff, und das hat andere Gründe, als ihr jetzt vermutlich vermutet. Keine Frage, das Essen ist sehr gut, aber auch nicht völlig außergewöhnlich. Das Restaurant mutet auch eher wie ein Imbiss an, wie eine der vielen anderen Touristenrestaurants (das aber auch von vielen Einheimischen besucht wird), mit Spielautomaten und Fernseher. Das Ambiente ist der Geschichte des Restaurants geschuldet, denn es war über viele Jahre (ich glaube seit den 70er Jahren) ein typisches Touristenrestaurant mit den allgegenwärtigen Speisen wie Schnitzelteller. Doch dann übernahm irgendwann Tomeu das Familienrestaurant, und machte etwas, mit dem niemand gerechnet hat: Er stellte die Speisekarte schlagartig auf vegetarisch-vegan um, streichte alle Fleisch- und Fischgerichte radikal von der Karte.

Umstellung aus Überzeugung

Die Reaktionen von seiten der Familie und der Stammkundschaft waren von Entsetzen und Unverständnis geprägt: Wie kann man nur ein Restaurant, das gut läuft, so vermutlich irgendwann in den Ruin treiben? Die Ursache für die Umstellung der Speisekarte liegt natürlich in Tomeus persönlicher Geschichte begründet. Er hat schon immer viel gelesen, war ein interessierter Mensch, der irgendwann auch anfing, sich damit zu beschäftigen, was der Konsum vieler Menschen anderen Menschen, Tieren und der Umwelt antut. Am Ende stand der Entschluss, vegan zu leben. Natürlich wollte Tomeu diese Überzeugung auch verbreiten, und ein Restaurant ist dafür kein schlechter Ort. Er lernte, vegan zu kochen, und nicht nur das: Er kniete sich richtig rein, hatte und hat den Ehrgeiz, möglichst alles selbst herzustellen. Er ist dabei so konsequent, dass alle Zutaten außerdem Bio und regional sein sollen. Die Speisekarte bietet so weit wie möglich nur Gerichte aus Zutaten von der Insel Mallorca. Er bezieht also das meiste von Biobauern auf der Insel, und weil es auf Mallorca keinen Sojaanbau gibt, steht eben auch fast nichts mit Tofu auf der Karte. Stattdessen stellt er selber köstlichsten Kräuterseitan her.

Köstliches Essen

Ich war beeindruckt, dennn Tomeu ist nicht nur ein absoluter Überzeugungstäter, er verbreitet diese Botschaft auch mit einer unglaublichen Freundlichkeit jedem Kunden gegenüber, er erklärt sehr viel, und freut sich, wenn man nachfragt. Ich war dann letztlich in einer Woche 4 oder 5 mal dort, und von Abend zu Abend intensivierten sich unsere Gespräche, auch er hat sich gefreut, jemanden zu treffen, der es zu schätzen weiß, was er da tut.

 

Gegessen habe ich auch, und zwar ganz hervorragend: Pizza mit Seitan und einem selbst kreierten Käse aus Kartoffeln, Kroketten, köstlich-deftige Seitanbaguettes, leckeren Salat und sogar eine vegane Variante der mallorquinischen (Fleisch-)Spezialität Sobrasada. Alles war absolut lecker, vegan, bio und günstig. Dazu gab es hervorragenden Rosé von der Insel und den einen oder anderen Kräuterlikör.

Daran glauben, was man tut

Tomeu musste irgendwann notgedrungen wieder eine kleine Karte mit Fleischgerichten anbieten, zähneknirschend sozusagen, weil er einfach zuviele Stammgäste schon verloren hatte. Und trotzdem glaubt er absolut an das was er tut: Kreative vegan, regionale Bioküche anzubieten, und zwar an einem Ort und einer Lokalität, wo man so etwas niemals erwarten würde. Er ist bereit, mehr zu arbeiten und weniger zu verdienen, um seine Vision zu verwirklichen – und muss sich dabei gegen sehr viel Unverständnis durchsetzen. Es ist bewundernswert, welchen Mut er beweist – für mich ist er ein echter Pionier der veganen Bewegung, wie man ihn selten trifft. Ich hoffe, dass immer mehr Menschen das zu schätzen wissen werden, was er da tut, 7 Tage die Woche, immer freundlich, immer lächelnd.

Also, wenn jemand von euch in der Gegend ist, bitte unbedingt im Treff essen gehen. In der Nähe gibt es übrigens auch wunderschöne Badebuchten…alle Infos zum Treff findet ihr hier.

Und hier kann man Tomeu in Action sehen: