Machen wir uns nichts vor: „vegan“ hat ein Imageproblem. Wir können uns hundertmal gegenseitig auf die Schulter klopfen und uns darin bestärken, dass wir uns für die beste aller Lebensweisen entschieden haben – im zahlenmäßig nicht unerheblichen, restlichen Teil der Gesellschaft weiß man davon noch herzlich wenig.

Wieso begegnet man uns so häufig mit Kälte? Wieso gibt man uns nicht die Liebe, die wir verdienen?

Nun, der Hauptgrund für die Ablehnung ist sicherlich, dass unsere zentralen Argumente von den allermeisten Menschen (noch) nicht nachvollzogen werden können – zum Beispiel weil liebgewonnene Gewohnheiten nur ungern hinterfragt werden, und weil Schlachthäuser bekanntermaßen keine Wände aus Glas haben.

Genau hier setzt der klassische vegane Aktivismus an: Er bringt Licht ins Dunkel und klärt darüber auf, was unsere Ernährung mit Tierleid, mit Hunger und dem Klima zu tun hat.

Diese Dinge ins öffentliche Bewusstsein zu bringen ist wichtig – aber es ist nicht alles. Wir leben nämlich in einer Welt, in der Fruchtzwerge „so wertvoll wie ein kleines Steak“ sind und Schokoriegel „das Beste aus der Milch“ enthalten. In einer Welt also, in der es für viele absolut unvorstellbar ist, dass ein menschlicher Körper ohne tierische Lebensmittel einwandfrei funktionieren kann.

Die meisten Menschen werden daher den Schritt zum Veganismus auch dann nicht gehen, wenn sie unsere Ansichten teilen – weil sie eine vegane Ernährung (wenigstens insgeheim) für defizitär halten und, nun ja, irgendwie ANGST davor haben, nichts anderes mehr als Pflanzen essen zu können.

Wir wissen, dass ihre Angst unbegründet ist.

Was sollen wir also tun?

Ich bin begeisterter Läufer und glaube, dass sich die gesundheitlichen Vorbehalte gegen eine vegane Ernährung durch nichts besser zerstreuen lassen als durch – bitte tief einatmen – „in der Öffentlichkeit Sport treibende und ihre Lebensweise sichtbar zur Schau stellende Veganerinnen und Veganer.“

Mein Argument geht in etwa so: Ein ungesunder Mensch kann kein sportlich aktives Leben führen. Wenn also ein Veganer/eine Veganerin ein sportlich aktives Leben führt, dann kann vegane Ernährung nicht ungesund sein. Und je mehr Veganer/innen ein sportlich aktives Leben führen oder sogar mit körperlichen Höchstleistungen wie z.B. einem Halbmarathon glänzen, desto überzeugender wird das Ganze.

Sport hat das Potenzial, eine neue Variante im Spektrum des veganen Aktivismus zu werden. Ich meine das ernst.

Noch sieht die Realität hierzulande natürlich anders aus: Es gibt in Deutschland erst eine Handvoll Sportler, die ihre vegetarische oder vegane Lebensweise aktiv nach außen tragen. Wer hingegen die „Szene“ in den USA beobachtet bekommt eine Vorstellung davon, was möglich ist: Dort hat Matt Frazier, der mit seinem Blog „No Meat Athlete“ überaus erfolgreich ist, gerade erst ein Team aus 35 Läuferinnen und Läufern zum Washington DC-Marathon geschickt. [LINK: http://www.nomeatathlete.com/no-meat-athletes-storm-dc/]

Hier ist der Plan

Sport ist positiv und lebensbejahend, und deshalb ist Sport ein ideales Medium für unsere Botschaft. Lasst uns eine Revolution starten! Hier ist der Plan:

  1. Wenn du noch zu den Nicht-Sportlern gehörst – such dir eine Sportart aus, bei der du von anderen gesehen wirst (Online-Rollenspiele zählen also leider nicht – aber wie wäre es zum Beispiel mit Laufen?
  2. Besorg dir ein Shirt, das dich als Veganer/in ausweist. Tolle Funktionsshirts gibt es zum Beispiel von No Meat Athlete, Roots of Compassion oder der Aktion „Laufen gegen Leiden„. Du kannst natürlich auch selbst kreativ werden und dir ein Shirt mit deiner eigenen Botschaft bedrucken lassen!
  3. Zieh dein Shirt an, geh raus und trage es mit Stolz!

Bist du selbst schon ein bekennender „Veggie-Sportler“? Schreib einen Kommentar und berichte uns von deinen Erfahrungen!

 

Wer schreibt denn hier?

Daniel ist seit mehr als 10 Jahren leidenschaftlicher Läufer (Halbmarathon, Marathon und mehr…). Seit 2010 lebt er vegan – eine der besten Entscheidungen seines Lebens, wie er selbst sagt. Der gebürtige Mainzer (Jahrgang 1983) lebt in Frankfurt am Main und hat die Vorzüge der hessischen Metropole nach anfänglicher Skepsis inzwischen zu schätzen gelernt: Skyline und Grüngürtel sorgen für Abwechslung beim Lauftraining, Ebbelwoi für die Erfrischung danach.

Auf seinem Blog „beVegt – vegetarisch / vegan leben und laufen“ zeigt er, wie Ausdauersport und eine rein pflanzliche Ernährung zusammenpassen – nämlich hervorragend! Sportler (und die, die es noch werden möchten) finden hier Anleitung, Motivation und Inspiration, wie sie mit einer veganen Ernährung ihre Grenzen verschieben können.

Blog: http://www.bevegt.de
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