Kennst du das Gefühl, dass einen Menschen oft auf die Tatsache reduzieren, dass man Veganerin oder Veganer ist? Ich habe das schon häufiger erlebt, z.B. im Büro: „Ach, meinst du den Kollegen, der Veganer ist?“ Oder wenn ich auf einer Party direkt darauf angesprochen werde, dass ich vegan esse, und ich den Rest des Abends in Gespräche zum Thema Veganismus verwickelt werde – was ja per se erst mal nicht schlimm ist. Tatsächlich macht aber doch jeder, der vegan lebt, viel mehr als „nur“ vegan zu sein. Veganz zu leben ist eine – wenn auch wichtiges – Facette im Leben von vielen Menschen, aber es macht einen ja noch viel mehr aus als nur das.

In dieser neuen Serie sollen immer wieder Menschen vorgestellt werden, die vegan leben, die aber vor allem total interessante und spannende – und gleichzeitig ganz und gar unterschiedliche – Hobbys, Berufe oder Interessen haben. Und diese haben oft auch überhaupt nichts mit dem Thema „Vegan“ zu tun. Nichtsdestotrotz war oder ist für viele der Veganismus eine wichtige Inspiration oder sogar die Ausgangslage gewesen, sich beruflich neu zu orientieren.

Den Auftakt macht Robert Kresse, der u.a. einige Jahre beim Vegetarierbund als Social Media Manager tätig war. Inzwischen macht er etwas ganz anders, was richtig spannend ist. Aber lassen wir Robert doch selbst mal erzählen:

robert_blue2_1024_square1. Stell dich doch bitte mal kurz vor!

Hey, ich heiße Robert und habe wohl den wildesten Lebenslauf, den man sich als vegan lebender Mensch vorstellen kann. Ich war bei der Bundeswehr und habe lange Jahre geangelt. Es fehlt eigentlich nur noch eine Metzgerausbildung, um dieses Bild zu komplettieren ;) Ich komme aus dem Mediengestaltungsbereich, liebe Fotografie, Kochen, gutes Essen, Bücher mit Tiefgang und inspirierende Gespräche. Ich lebe seit 2 Jahren im quirligen Berlin und mir liegt es sehr am Herzen diese Welt besser zu verlassen, als ich sie vorgefunden habe. Anstatt anderen zu erzählen, was sie an sich ändern sollten, ändere ich mich selbst.

2. Seit wann und warum lebst du vegan?

Ich lebe nun seit über zehn Jahren vegan weil mich damals die ökologischen Fakten erschüttert haben (bspw. der Verbrauch von 16.000 L Wasser für ein 1 kg Steak). Mir lag damals das Wohl aller Menschen schon am Herzen und es leuchtete mir ein, dass bei so einer Verschwendung nicht genug für alle bliebe. Also habe ich mit der Veränderung bei mir angefangen.

3. Wie wichtig ist dir das Thema Veganismus – welche Rolle spielt es in deinem Leben?

Mittlerweile spielt das Thema Veganismus in meinem Leben die gleiche Rolle wie meine Präferenz für indisches Essen. Wenn man mit mir Essen geht, bekommt man es mit. Ansonsten binde ich das keinem auf die Nase, um andere zum Nachdenken anzuregen. Früher war ich viel wilder und mehr auf Krawall gebürstet und habe bspw. mit meinen Eltern am Esstisch über die Animal Liberation Front und Tierrechte diskutiert. Wo das endete, kann man sich vielleicht vorstellen. Ich stieß auf Ablehnung. Seit ich ruhiger geworden bin, sind meine Eltern von sich aus auf mich zugekommen und haben mir stolz erzählt, dass sie tolle vegane und vegetarische Gerichte ausprobiert haben, worüber ich mich gefreut habe. Ich habe dadurch gelernt, dass meine reine Präsenz und Begeisterung für eine Sache ausreicht, um Menschen, die dafür offen sind zu erreichen.

4. Stört dich etwas am veganen Leben oder der veganen „Bewegung“?

Mitterweile stört mich nichts mehr daran. Ich übe mich darin, die Emotionen, die manche Bilder oder Aussagen von Menschen in mir auslösen, einfach nur anzuschauen und da sein zu lassen. Ich habe verstanden, dass ich es bin, der anderen erlaubt, mich zu ärgern oder mich aufzuregen. Ich glaube daran, dass jeder seinen Weg in der für ihn richtigen Geschwindigkeit geht und es gut so ist, wie es ist. Seit ich angefangen habe, an meiner eigenen Gelassenheit zu arbeiten, muss man sich schon richtig was einfallen lassen, damit mich etwas stört.

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5. Was ist dir sonst so im Leben wichtig, was liebst du, was inspiriert dich?

Mir ist es wichtig, mich persönlich weiter zu entwickeln. Ankommen, also am Ziel zu sein, existiert für mich nicht. Leben heißt für mich lernen. Beispielsweise habe auf meinem Lebensweg erkannt, dass ich nur lieben kann, wenn ich damit bei mir selbst beginne. Nur auf einem gesunden Acker der Selbstliebe und Achtsamkeit kann der Samen der bedingungslosen Liebe anderen gegenüber gedeihen. Ansonsten bleibt es immer eine Abhängigkeit. Mich inspirieren alle Menschen, die ihr Wirken in den Dienst der Liebe, der Wahrheit des Herzens und der Vermehrung des Glücks gestellt haben und diesen Weg mit Achtsamkeit und Mut beschreiten. Ich ziehe meinen Hut vor jenen Menschen, die sich beispielsweise FÜR den Frieden einsetzen, anstatt GEGEN den Krieg zu sein.

6. Was machst du beruflich?

Ich bin gerade dabei mich als Lifecoach selbständig zu machen, da es mir große Freude bereitet Menschen zu begleiten, zu inspirieren und zu ermutigen, ihren eigenen Weg zu gehen. Es gibt Menschen, die einen Job machen, der ihnen keinen Spaß macht, die eine Beziehung führen, in der sie keine Erfüllung finden und sich mit Freunden umgeben, die ihnen nicht gut tun. Aus Angst und der vermeintlichen Alternativlosigkeit verharren viele in diesem Zustand. Das muss nicht sein! Auf meiner Webseite lade ich Menschen dazu ein, sich inspirieren zu lassen. In meinen Artikeln und im eBook „Glück ist (d)eine Entscheidung“ rege ich zum Nachdenken an und zeige in einfachen und nachvollziehbaren Schritten auf, wie man sein Leben wieder in die eigene Hand nimmt. Kurz und knapp geht es darum, zufriedener, gelassener und glücklicher zu sein. Das schafft jeder, wenn er das will.

7. Wie kam es dazu?

Wie so oft müssen Schicksalsschläge passieren, damit wir Menschen uns ändern und unserem Leben ein Wende verpassen. So auch bei mir geschehen. In meinem Leben gab es eine berufliche und eine partnerschaftliche Trennung. Jede von ihnen hat viele Ängste und Gefühle in mir ausgelöst und ich habe begonnen, konstruktiv damit zu arbeiten. Plötzlich war alles weg, was mir bis dahin Sicherheit gegeben hat. Weg war er der Bürojob und das monatliche Einkommen, weg war sie, die liebevollste Partnerin, die ich bis dato hatte. Alles schien erst einmal sinnlos. Bis an dem Tag, an dem ich begann mich selbst aus diesem Sumpf zu ziehen. Ich habe angefangen mir selbst all das zu geben, was ich bis dato von anderen erwartet habe. Das Lob vom Vorgesetzten auf Arbeit, oder die Liebe in der Partnerschaft. Ich habe so viel über mich selbst gelernt, so viele Tränen vergossen und so viele Erfahrungen gemacht. Diese Erkenntnisse und möglichen Lösungswege möchte ich mit anderen teilen. Die Potentiale in anderen Menschen zu erkennen und sie auf ihrem Weg zu begleiten erfüllt mich sehr. Denn wer will das Licht lehren, der nicht das Dunkel kennt?

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8. Hat der Veganismus irgendeine Auswirkung auf das gehabt, was du beruflich tust?

Ich glaube, dass er mir eine gute Grundlage für mein heutiges Leben geschaffen hat. Inspiriert dadurch habe ich angefangen, mir jegliche Produktionsprozesse genauer anzuschauen. Angefangen bei Kleidung, über Strom- und Finanzdienstleister bis hin zu Nahrungsmittelproduktion habe ich viele Dinge bei mir geändert und bin so offener für Veränderung und aufmerksamer geworden.

9. Hast Du ein Lieblingsrezept und wenn ja: Verrat es uns doch bitte!

Mein Lieblingsrezept für den Start in einen gelungenen Tag. Man starte morgens damit, sich vor dem Spiegel in die Augen zu schauen, anzulächeln und zu sagen, dass man sich sehr lieb hat. Danach geht’s ab in die Küche. Eine Mango, zwei Bananen in den Mixer geben, dazu den frisch gepressten Saft von sechs Mandarinen oder drei Orangen, zwei Messerspitzen Zimt und ein geschältes Stück Ingwer (Größe nach Belieben) und 30-60 Sekunden gut durchmixen. Ab damit in ein passendes Glas und genießen.

10. Sonst noch was, was wir unbedingt wissen sollten?

Wenn du mehr über mich erfahren willst, empfehle ich dir einen Besuch auf meiner Webseite und für den ersten Einstieg empfehle ich mein kostenloses eBook „Glück ist (d)eine Entscheidung„.

2014.11.21_Auswahl_0001